Zusammenfassung
Mehr als andere Arten des seelischen Geschehens sind die Gefühle und die Willensentschließungen abhängig von dem beharrenden Sein und von der besonderen „Natur“ dessen, der sie erlebt. Sie bedürfen daher in der Wissenschaft einer strukturtheoretischen Bearbeitung. Das gilt nicht in gleichem Maße für die Sinnesempfindungen und, was an Erinnerungen aufsteigt, weil es zeitlich oder örtlich schon oft mit dem Gegenwärtigen verbunden war. Auch die Verknüpfungs- und Verlaufsformen des Denkens, etwa der Vollzug einer logisch richtigen Schlußfolgerung, sind nicht so unmittelbar bezeichnend und nicht so vielseitig aufschlußreich wie die gemütsmäßigen Geschehnisse für das Wesen und die Eigentümlichkeit eines Menschen, d. h. dafür, wer und was für einer der betrachtete „im Grunde“ ist. Den Seelsorgern und anderen Menschenführern, den Berufsberatern und praktischen Menschenkennern, wenn sie den Willen aufrufen und wenn sie Gefühle in Rechnung ziehen oder „das Herz“ prüfen, kommt es nicht darauf an, wie jeweils ihrem Gegenüber zu Mute sei, welche Stimmung und welche Wunschrichtung jetzt oder dann bei ihm vorwalte. Im lebendigen Verkehr, mit ganzen Menschen, ist es vielmehr von Hause aus auf das Strukturelle abgesehen; genauer darauf: wozu einer tauglich und wessen er unfähig ist, was seine Umgebung von ihm zu gewärtigen hat, weil er — für eine Dauer — so und so beschaffen ist, weil er — in organischem Zusammenhange — diese Eigenschaften besitzt und jener ermangelt.
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© 1953 Springer-Verlag OHG, Berlin · Göttingen · Heidelberg
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Krueger, F. (1953). Der Strukturelle Grund des Fühlens und des Wollens. In: Heuss, E. (eds) Zur Philosophie und Psychologie der Ganzheit. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-88748-2_8
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