Zusammenfassung
Menschen besitzen nicht nur einen Körper, sie haben auch ein inneres Bild dieses Körpers. Aufgebaut durch langjährige Selbsterfahrung, geformt durch Betrachtung des eigenen Spiegelbildes und neuerdings durch Video-feedback, ist es doch lückenhaft, verzerrt und seltsam disproportioniert. Seit Head (1911) und Schilder (1923) spricht man vom Körperschema, dem schematischen„Raumbild, das jeder von sich selbst hat“. Dieses Körperschema ist fundamentaler Teil der sog. Selbsttheorie (Epstein 1979). Als Selbsttheorie bezeichnet man das Ideengebäude eines Menschen über sich selbst, das ihm eine optimale Lust- oder Unlustbalance, eine positive Selbstwerteinschätzung und eine möglichst widerspruchsfreie Einordnung aller Erfahrungen ermöglicht. Verzerrungen des Körperschemas sind im Lichte dieser Selbsttheorie Versuche, das Ideengebäude über sich aufrechtzuerhalten, indem die Wirklichkeit„verbogen“ wird (Neubauer 1976). Die Untersuchung von Körperschemastörungen, wie sie Meermann (1983) bei Anorexia-nervosa-Patienten und Allerbeck et al. (1976) sowie Collins et al. (1983) bei Adipösen mit Hilfe eines Videoverzerrverfahrens durchführten, ermöglicht direkten Zugang zu dieser Selbsttheorie. So könnte die Unterschätzung der eigenen Körperausmaße bei leicht Adipösen ein unbewußtes Vorbeimogeln an der Wirklichkeit sein, um etwa lieb gewordenes Eßverhalten nicht ändern zu müssen (Paulus 1986).
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Literatur
Allebeck P et al. (1976) Body image. J psychosom Res 10
Collins JK, Sutton JE et al. (1983) Body percept change in obese females after weight reduction therapy. J Clin Psychol Vol 39, No 4
Epstein S (1979) Entwurf einer integrativen Persönlichkeitstheorie. In: Filipp S-H (Hrsg) Selbstkonzept-Forschung. Klett-Cotta, Stuttgart
Head H (1920) Studies in Neurologic. Vol I, London
Hellauer D (1982) Selbstkontrolle des Übergewichts. Unveröffentlichtes Vortragsmanuskript der Arbeitstagung„Gesundheitstraining“
Meermann R (1984) Die Videoverzerrtechnik. Vortragsmanuskript IAAP Tagungsbericht, Bern
Neubauer WF (1976) Selbstkonzept und Identität im Kindes- und Jugendalter. Reinhardt, München
Paulus P (1986) Körpererfahrung und Selbsterfahrung. In: Bielefeld J (Hrsg) Körpererfahrung. Hogrefe, Göttingen
Schilder P (1923) Das Körperschema. Intern Univ Press, Berlin
Zöfel P (1985) Statistik in der Praxis. Unitaschenbücher 1293. G. Fischer, Stuttgart
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Hellauer, D., Wenzel, B. (1989). Veränderung des Körperschemas bei Gewichtsreduktion - eine Videostudie. In: Kügelgen, B. (eds) Video in Psychiatrie und Psychotherapie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-88647-8_6
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