Von Großdosen zu Kleindosen

Zusammenfassung

Werden Säugetiere akut mit Strahlendosen zwischen einigen hundert R und tausend R ganzkörperbestrahlt, so zeigt die 3otägige Dosis-Mortalität-Kurve einen stetigen, S-förmigen Verlauf. Dieses Bild ändert sich, wenn man die Tiere über einen weiten Dosenbereich mit Röntgenstrahlen bestrahlt, und an Stelle der Sterblichkeit ihre mittlere Überlebenszeit in Abhängigkeit von der Dosis aufträgt. Abb. 23 zeigt das Ergebnis eines solchen Experimentes mit weißen Mäusen, die mit Dosen bis zu 175 000R bestrahlt worden sind. Die Kurve läßt sich deutlich in drei Abschnitte einteilen: in den Abschnitt A von einigen hundert R bis zu etwa 1000 R, in dem die Kurve stetig bis zu etwa 4 Tagen abfällt; den Abschnitt B zwischen etwa 1200 R und 10000 R, in dem die Kurve horizontal verläuft, und in Abschnitt C zwischen etwa 12000 R und sehr hohen Dosen, in dem die Überlebenszeit der Tiere schnell mit steigender Dosis abnimmt. Man hat schon früh versucht, diese drei Abschnitte mit der Reaktion bestimmter Organsysteme auf die Bestrahlung in Verbindung zu bringen, und in der Tat haben Versuche diese Vermutung bestätigt. Im Bereich A führen die Schäden des blutbildenden Systems zum Tode (hämatopoetischer Tod), im Bereich B sind es die Schäden des Magen-Darm-Kanals, die den Tod verursachen (gastro-intestinaler Tod), und im Bereich C versagt das Zentralnervensystem (zentral-nervöser Tod).