Klinik der Stoffwechselwirkung der Steroidhormone

Zusammenfassung

Ein Referat über die Klinik der Stoffwechselwirkungen der Steroidhormone kann zunächst nichts anderes bedeuten, alsdie Übertragung dertierexperimentellen Befunde auf den gesunden und kranken Menschen. Wir stehen hier vor der gleichen Frage, wie bei der Übertragung der Ergebnisse der experimentellen Physiologie und Pharmakologie auf die Klinik. Und diese Frage lautet: Sind diese Ergebnisse qualitativ oder quantitativ übertragbar ? Wir wissen, daß das Hypophysenvorder-lappenhormon ACTH und ebenso auch die Gonadotropine — das sind ja die Hormone, die die Steroidhormone stimulieren —, daß diese Hormone nicht artspezifisch sind, sondern daß sie bei den verschiedensten Tierarten vorkommen. Sie lösen also beim Menschen zumindest qualitativ gleiche oder ähnliche Reaktionen aus wie beim Tier. Die Wirkung der tropen Hormone kann aber nur in einer Produktionssteigerung der entsprechenden effektorischen Hormone gesehen werden. Hier besteht also — zumindest qualitativ — kein Unterschied zwischen Tier und Mensch. Anders ist die Frage zu beantworten, ob die effektorischen Steroidhormone beim Menschen genau so wirken wie beim Tier. Bisher liegt allerdings nur wenig Untersuchungsmaterial vor, um einen bindenden Schluß zu erlauben. Geben wir Tieren, z. B. Hunden ACTH, so fallen die Eosinophilen ab, ein Befund, der zweifellos auf eine Wirkung von Nebennierenrindenhormon schließen läßt. Der Kohlenhydratstoffwechsel wird dagegen beim Hund kaum nachweisbar beeinflußt. Die Ausscheidung der Steroidhormone oder ihrer Metaboliten steigt nach ACTH beim Tier wesentlich geringer an als beim Menschen.