Zusammenfassung
Vielem wird heute der Vorwurf gemacht, unnütz und wertlos zu sein. Dieser vom Standpunkt des Praktikers aus geäußerte Einwand mag auch einige Gültigkeit haben für die folgenden theoretischen Betrachtungen über den Wissenschaftscharakter der Anthropologie an sich, ihre Stellung zu anderen Wissenschaftsgebieten und über gewisse psychologische Momente, die hinter den anthropologischen Deutungsmethoden stehen, ja teilweise sogar eine anthropologische Theorienbildung erst möglich machen. Allein die häufige Beschäftigung mit dem, was man heute unter Anthropologie1 versteht, die sich deutlich manifestiert in „anthropologischen Vor- und Nachwörtern“ oder in „anthropologischen Besinnungen“, ja sogar in ganzen „anthropologisch orientierten“ Spezialwissenschaften, rechtfertigt diesen Versuch; dies um so mehr, als weder die antike Philosophie, noch die Scholastik, noch die Philosophie in den Anfängen der Neuzeit Anthropologie als eigene Wissenschaftsdisziplin kannte, ebensowenig übrigens, wie auch früher eine „Philosophie der Geschichte“ im Sinne der Modernen damals bekannt war. Heute wird mit den Begriffen „Anthropologie“ und „anthropologisch“ in einer Weise herumgeworfen, daß man sich manchmal fragt, ob man sich überhaupt darüber klar geworden ist, was unter Anthropologie streng genommen 2u verstehen sei. Namentlich in der Psychologie zeigt sich diese Tendenz des öfteren am falschen Platz.
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Ausgeklammert aus unseren Untersuchungen soll hier die naturwissenschaftliche Anthropologie sein, deren Gegenstand der naturhistorische Charakter des Menschen und sein vorgeschichtliches Auftreten auf der Erde ist. Diese Disziplin hat außer dem gleichen Namen nichts gemeinsam mit der „Anthropologie“ als moderner Disziplin in dem Sinne, wie sie Gegenstand der vorliegenden Betrachtung ist.
Um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu sprengen — es handelt sich hier ja lediglich um grundlegende allgemeine theoretische Betrachtungen zum Problemkreis der Anthropologie mit einem Ausblick zur Psychologie hinüber, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, — kann darauf nicht näher eingegangen werden. Ausführlich habe ich derartige Einflüsse im Salzburger Jb. Phil. u. Psych. 1/1957 unter dem Titel: „Die psychologische Erhellung geistesgeschichtlicher Phänomene“ dargelegt.
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© 1958 Johann Ambrosius Barth, München
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von Hebenstreit, B. (1958). Wissenschaftstheoretische und Psychologische Betrachtungen zur Modernen Anthropologie. In: Däumling, A. (eds) Seelenleben und Menschenbild. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-88155-8_15
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-88155-8_15
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
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