Zusammenfassung
Als ein Fragender ist der Mensch auf die Welt, seine Mitwelt und Umwelt, und auf sein eigenes Dasein gerichtet. Er kann sich mit seinen Fragen an Andere wenden, er kann sich selbst Fragen vorlegen oder die Dinge befragen; er mag von Anderen vor Fragen gestellt werden; er kann Fragen ausweichen oder Fragwürdigkeiten entdecken; in allem solchem Tun und Leiden bekundet und erfüllt sich nur eine Grundweise menschlichen Daseins. Ob er in den alltäglichen Nöten um Rat und Auskunft fragt oder weit über alles Zweckdienliche hinaus nach Einsicht strebt, ob er sich den nächsten oder den letzten Fragen zuwendet, er tut nur, was ihm zu unterlassen unmöglich ist. Selbst dann, wenn er versucht peinlichen Fragen auszuweichen, sich der Verantwortung zu entziehen, die Fragen folgen und verfolgen ihn bis in den Schlaf. Sie steigen aus seiner Vergangenheit auf, sie drohen von der Zukunft her, sie bedrängen ihn aus der Gegenwart. Die Fragen verstummen nicht, weil das Fragen nie zur Ruhe kommt. Fragen können mitgeteilt und übernommen werden — das Fragen ist nicht lehrbar. Es bedarf auch keines Lehrers. Früh im Leben jedes gesunden Kindes springt aus dem Grund des fragenden Seins die erste Frage. Wir können einzelne Fragen tun, weil wir im Grunde unseres Wesens Fragende sind.
Jahrbuch für Psychologie und Psychotherapie, Würzburg 1953, Echter Verlag.
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Straus, E. (1960). Der Mensch als ein fragendes Wesen. In: Psychologie der Menschlichen Welt. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-87995-1_13
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