Zusammenfassung
Der psychisch Kranke und sein Arzt sind heute Gegenstand lebhafter Auseinandersetzungen in der Öffentlichkeit. Psychiatrische Forschung vollzieht sich deshalb nicht mehr in einem abgeschlossenen, der Allgemeinheit durch Anstaltsmauern entzogenen Raum. Ihre Ziele und Methoden finden auffallendes Interesse, und Berufene wie Unberufene unterziehen sie einer lebhaften Kritik. Dabei erfreuen sich die verschiedenen möglichen Auffassungen über Entstehung und Abgrenzung psychischer Störungen einer sehr unterschiedlichen Wertschätzung und die Kritiker vermögen oft, weü sie ihre eigenen Standpunkte verabsolutieren und deren Begrenzung und Relativität übersehen, nur ein sehr begrenztes Feld mit einer verzerrten Perspektive wahrzunehmen. Wir haben an anderer Stelle versucht zu belegen, weshalb gerade die Verabsolutierung einzelner Aspekte psychischer Störungen in der Psychiatrie zu unmenschlichen Konsequenzen führt und wie notwendig es ist, die verschiedenen Aspekte seelischer Störungen im Auge zu behalten, biologische, lebensgeschichtliche und soziologische. Dies gilt ganz besonders für den Forscher, der wegen der notwendigen Spezialisierung vor allem Gefahr läuft, das Ganze einer menschlichen Existenz aus den Augen zu verlieren, wenn sie aus dem hellen Lichte der Alltäglichkeit in die Dunkelheit psychotischer Verwirrung hinaustritt (1).
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Literatur
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Heimann, H. (1978). Ärztlich-ethische Fragen in der psychiatrischen Forschung. In: Helmchen, H., Müller-Oerlinghausen, B. (eds) Psychiatrische Therapie-Forschung. Monographien aus dem Gesamtgebiete der Psychiatrie, vol 19. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-87982-1_12
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