Zusammenfassung
Es ist eine wiederholt gemachte Beobachtung, daß im Gebiet des Sexuellen Verhaltungsweisen auftreten, welche an die der Narkomanen erinnern. Man hat darum gelegentlich, allerdings mehr in gleichnishafter Rede, von „sexuellen Süchten“ gesprochen. Und in der Tat sieht man das Geschlechtsleben unter Umständen seines eigentlichen Sinnes verlustig gehen, um in etwas der Sucht Verwandtes abzuirren. Es wird da.s nicht verwundern, wenn man bedenkt, einmal daß der Orgasmus, sozusagen eine physiologische Gestalt des Rausches ist und als „Urtypus des Rausches“ (Paul Bjerre) gelten kann; dann aber, daß der Sucht eine besondere Stellungnahme der Persönlichkeit zur Möglichkeit des Rausches zugrunde liegt. Außerdem weiß der, der sich mit dem Liebesleben der Morphinisten und Kokainisten befaßt hat, daß sie oft unter dem Einfluß der Gifte Zustände einer bald mehr erotisch, bald mehr sexuell gefärbten Süchtigkeit durchzumachen haben, oder daß ungewöhnliche, suchtartige Liebeserlebnisse mit Perioden von Toxikomanie wechseln können.
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Literatur
Vg. E. Straus: Die Formen des Räumlichen. Nervenarzt 3, H. 11 (1930).
Vgl. Hierzu L. Binswanger: Lebensfunktion und innere Lebensgeschichte, 1928, und E. Straus, Geschehnis und Erlebnis.
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© 1954 Springer-Verlag OHG. Berlin Göttingen Heidelberg
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Von Gebsattel, V.E.F. (1954). Süchtiges Verhalten im Gebiet sexueller Verirrungen. In: Prolegomena Einer Medizinischen Anthropologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-87964-7_7
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