Zusammenfassung
Viel mehr, als man im allgemeinen realisiert, ist die Fragestellung der einzelnen Forschungsgebiete von den weltanschaulichen Hintergründen der allgemeinen philosophischen und metaphysischen Voraussetzung einer historischen Geisteslage bestimmt. So steht das Auftauchen des wissenschaftlichen Interesses für die Störungen im Gebiet des Werdens, des Zeit- und des Raumerlebens in deutlicher Abhängigkeit von dem metaphysischen Evolutionismus in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts und in seiner Fortbildung bis in die Gegenwart hinein. Ohne den evolutionistischen Naturalismus Darwins und Spencers, ohne Nietzsches evolutionistisch-physiognomische Kulturstudien wäre auch der psycho-pathologischen Forschung der Weg zu unseren Fragestellungen verschlossen geblieben. Aber erst Bergsons und Simmels Gleich-setzung von Leben und schöpferischer Entwicklung und die daraus sich ergebenden Folgerungen für die Auffassung von Zeit und Werden, dann wieder die Lebenslehre von Klages, die denkpsychologischen Studien Honigwalds und die phänomenologisch-metaphysichen Arbeiten von Scheler und Heidegger haben die Probleme so vorbereitet, daß sie der Psychiater für leire Zwecke verwenden kann. Bahnbrechend in dieser Hinsicht ist das im Jahre 1928 erschienene Werk Minkowskis, le temps vécu, Studien, die dann in Deutschland von Straus, Binswanger, Fischer und Gebsattel weitergeführt wurden.
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© 1954 Springer-Verlag OHG. Berlin Göttingen Heidelberg
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Von Gebsattel, V.E.F. (1954). Die Störungen des Werdens und des Zeiterlebens im Rahmen psychiatrischer Erkrankungen. In: Prolegomena Einer Medizinischen Anthropologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-87964-7_5
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