Zur Antigenstruktur der Polioviren

Zusammenfassung

Immunologische, physikalisch-chemische und elektronenmikroskopische Untersuchungen haben gezeigt, daß durch Züchtung in Gewebekulturen gewonnene Poliomyelitisviren eine Population von beträchtlicher Inhomogenität darstellen. Nur bei etwa 0,5–3% — in Abhängigkeit von den gewählten Versuchsbedingungen — handelt es sich um komplette, reife Virusteilchen, entsprechend einem Virion, die außerdem vermehrungsfähig sind. Die große Mehrheit wird von nichtinfektiösen, entweder in ihrer Proteinhülle oder im RNS-Anteil defekten Partikeln gebildet, die jedoch als Antigene wirksam sind. Daraus ergibt sich, daß die Antikörperbildung des Organismus gegen Poliovirus zum größten Teil durch die nichtinfektiösen, d.h. durch diejenigen Partikel ausgelöst wird, die nicht für die Erkrankung verantwortlich sind. Andererseits stellen die antigenen Eigenschaften einer Viruspopulation eine geeignete Methode zu ihrer näheren Charakterisierung dar, da sowohl komplette, als auch nichtkomplette Viruspartikel immunologisch erfaßbar sind.

Mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft.