Zusammenfassung
Die Karikatur taucht erstmalig im ausgehenden 16. Jahrhundert auf. Ihre relativ kurze Geschichte beginnt mit dem Bologneser Brüderpaar Agostino und Annibale Carracci. Agostino (1557–1609) füllte sein Zeichenbuch mit Skizzen von Köpfen aus dem Volke, die zwar der Wirklichkeit abgesehen, aber zum Typ stilisiert oder in einer besonderen Gesichtspartie verändert waren. Annibale (1560–1604) legte die kunsttheoretischen Grundlagen dieses Vorgehens dar, Die Natur selbst, so meinte er, gefällt sich darin, die Züge des Menschen zu deformieren; sie gibt eine dicke Nase dem einen, dem anderen einen großen Mund. Wirken diese Unstimmigkeiten und Disproportionen selbst bereits lächerlich, so kann der Künstler, indem er sie nachzeichnet, diesen Eindruck besonders betonen und damit den Betrachter zum Lachen bringen. Überdies ist es dem Zeichner gegeben, die Mißbildungen der Natur zu verstärken, zu übersteigern, der Natur gleichsam nachzuhelfen, ohne jedoch dabei das Prinzip der Ähnlichkeit außer acht zu lassen. Diese Auslassungen Carraccis sind durch Mosini (1646) überliefert, welcher anscheinend auch das Substantiv „caricatura“ gebildet hat, abgeleitet von dem Verb caricare = beladen, übertreiben.
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Vogt, H. (1982). Kunstgeschichtlicher Abriss. In: Medizinische Karikaturen von 1800 bis zur Gegenwart. J.F. Bergmann-Verlag, Munich. https://doi.org/10.1007/978-3-642-87467-3_1
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Publisher Name: J.F. Bergmann-Verlag, Munich
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