Zusammenfassung
Alltägliche Beobachtung am Kranken stellt den Arzt immer wieder vor einige Urphänomene des Krankheitsgeschehens, die zunächst in ihrer Formulierung fast selbstverständlich, ja trivial klingen, die indes beim Versuch ihrer Aufklärung oder Deutung sehr rasch in die ganze Problematik der Wissenschaft vom Leben führen. Immer wieder wird der Arzt auf die ungeheure Variabilität alles Organischen geführt. Sie begegnet ihm in erster Linie in dem Erlebnis des verschiedenartigen Reagierens verschiedener Menschen unter gleichen äußeren Umständen: der eine erkrankt schwer, ein zweiter leicht, ein dritter überhaupt nicht. Dies ärztliche Alltagserlebnis zwang schon die älteste Heilkunde zu der Vorstellung, daß solch unterschiedliches Reagieren auf gleiche Schäden nur im Innern des Körpers verankert sein könne, in gewissem Sinne auf einen ihm innewohnenden Wesenskern, auf ein Mosaik, eine „Zusammenstellung“ innerer Eigenschaften, kurz und wörtlich auf eine bestimmte „Konstitution“ des Organismus rückführbar sein müsse. Um die Erkennung und Aufklärung ihres Wesens geht das Bemühen. Wenn in dieses Streben die moderne biologische Forschung über Erbe und Umwelt Eingang fand, wie gleich noch zu besprechen sein wird, so begegnet sich auch dies unmittelbar mit weiteren ärztlichen Erlebnissen: daß die Variabilität gewisser, auch krankhafter Erscheinungen unter Blutsverwandten abnimmt, nicht selten sogar in gewisse Verlaufsähnlichkeiten des Krankheitsgesehehens übergeht, daß also Erbeinflüsse auch unmittelbar in das Erkranken hereinspielen; daß andererseits nicht selten ein örtlich und zeitlich gehäuftes gleichartiges Verhalten, speziell Erkranken zahlreicher, ja vieler Menschen allein auf eine gemeinsame äußere Krankheitsursache, also einen Umwelteinfluß zurückgeführt werden müsse.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Schrifttum
Burgdòrfer, F.: Aufbau und Bewegung der Bevölkerung. Leipzig 1935.
Hammab: Die Menschenthymus, 2 Bände. München 1929.
Hansen: Allergie. Leipzig 1943.
Hertwig, P. siehe bei Just. Hosemann H.: Klin. Wschr. 1948,118.
Just: Handbuch der Erbbiologie des Menschen, Bd. 1. Berlin: Springer 1940.
Pfaundler, M. v.: Biologische Allgemeinprobleme der Medizin. Konstitution, Diathese, Disposition, herausgeg. von B. de Rudder. Berlin-Heidelberg: Springer 1947.
De Rudder: Erg. inn. Med. 37, 360f. (1927).
De Rudder: In Brooks Biologische Daten für den Kinderarzt, Bd. 3. Berlin: Springer 1939.
Verschuer, v.: Erbpathologie, 3. Aufl. Dresden-Leipzig 1945.
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1950 Springer-Verlag ohg. in Berlin, Göttingen and Heidelberg
About this chapter
Cite this chapter
de Rudder, B. (1950). Krankheitsbereitschaft, Krankheitsgefährdung und Lebensbedrohung im Kindesalter. In: Rominger, E. (eds) Lehrbuch der Kinderheilkunde. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-87322-5_3
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-87322-5_3
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-642-87323-2
Online ISBN: 978-3-642-87322-5
eBook Packages: Springer Book Archive