Wurzelkompressionssyndrome

Zusammenfassung

Die Spinalnervenwurzeln können in ihrem intraspinalen Verlauf bis zum Austritt aus dem Foramen interverte- brale durch unterschiedliche, von der Wirbelsäule ausge-hende — spondylogene — Ursachen irritiert und komprimiert werden: Einerseits führt die plötzliche, maximale Kompression — z. B. durch eine Kompressionsfraktur, Luxation oder einen akuten Bandscheibenmassenprolaps — zum plötzlichen Funktionsverlust des oder der komprimierten Nerven mit sensiblen, motorischen und vegetativen Ausfällen, dem radikulären Querschnittssyndrom. Andererseits können auch über einen längeren Beobach-tungszeitraum nicht offensichtlich progrediente Veränderungen der Wirbelsäule, z. B. osteochondrotische Deformierungen, spondylotische Zacken, Spondylolisthesis etc., zu progredienten radikulären Schädigungen führen. Hier reicht die einfache mechanische Kompression des Nerven zur Erklärung nicht aus. Die Progredienz der Nervenschädigung erklärt sich durch die ständige bewegungsbedingte Traumatisierung der in ihrer Bewegungsfähigkeit durch die Veränderung der Wirbelsäule eingeschränkten Wurzel. Bei jeder Anteflexion des Körpers gleiten die Nervenwurzeln im Foramen intervertebrale nach kranial und spinalkanalwärts, bei jeder Retroflexion nach kaudal und lateral und „scheuern“ über Prominenzen, z. B. spondylotische Zacken. Diese ständige Mikrotraumatisierung verursacht zunächt Schmerzen im Innervationsbereich des irritierten Nerven — den radikulären Schmerz. Bei anhaltender stärkerer Irritation kommt es zu aseptischen Entzündungsvorgängen um den Nerven — zur Kompressionsneuritis -, die sich zunächst mit Parästhesien im Innervationsbereich des Nerven äußert und bei weiterer Progredienz ebenfalls zum Funktionsverlust des Nerven, zum radikulären Querschnittssyndrom führen kann.