Zusammenfassung
Im Gegensatz zu den USA spielt bei uns in Europa das Kraftfahrzeug als Suicidmittel noch keine große Rolle; die klassischen Selbstmordmethoden (wie Erhängen, Vergiften, Ertrinken) beherrschen nach wie vor die ersten Spalten der Selbstmordstatistik. In den letzten Jahren nahm jedoch die Zahl der Fahrzeug-suicide zu, wobei insbesondere das Phänomen des Suicides vermittels eines sich bewegenden Kraftfahrzeuges in Deutschland (E. Müller, 1965) und Schweden (Sjövall) besondere Beachtung fand. Es zeichnet sich bereits heute ab, daß in den kommenden Jahren neben die klassischen Selbstmordmethoden auch der „Kraftfahrzeugsuicid“ treten wird, wenn auch in erster Linie in Form der CO-Vergiftung durch Auspuffgase (E. Müller, 1959, 1960). Das amerikanische Beispiel zeigt, in welchem Umfang sich die Zunahme des Fahrzeugbestandes und die damit verknüpfte Vertrautheit bzw. Nähe des Menschen zum Kraftfahrzeug auch in der Selbstmordstatistik niederschlägt: Nach Lynch (zit. bei Rawlings) planen 70% der Leute, die er jeden Tag wegen ihrer Selbstmordneigung behandelt, einen Suicid in ihrem Auto; in Kings County, Washington, ein Bezirk, zu dem auch Seattle gehört, diente im Verlauf von 1958–1963 in 109 von 746 Suicidfallen das Kraftfahrzeug als Suicidmittel, wobei allerdings hervorgehoben werden muß, daß 106 dieser 109 „Kraftfahrzeugsuicide“CO-Vergiftungen darstellten (Rawlings), d. h. die Selbstmordkandidaten in diesen Fällen ihr Auto zu einer kleinen Gaskammer umbauten.
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Literatur
Müller, E.: Das Kraftfahrzeug als Mittel zum Suicid. Z. Verkehrssicherh. 5, 65–70 (1959).
Müller, E.: Zur Problematik des Suicides durch Kraftfahrzeuge. Kriminalistik 14, 264–268 (1960).
Müller, E.: Verkehrsunfall und Selbstmord. Arch. Kriminol. 135, 61–69 (1965).
Rawlings, J.: Authorities support theory of suicide by automobile; Seattle Coroner Documents Three Suicides, Traffic Digest and Review, March 1964, 4–6.
Sjövall, Hj.: Selbstmord im Straßenverkehr. In: An den Grenzen von Medizin und Recht, S. 167–174. Stuttgart 1966.
Thomas, K.: Handbuch der Selbstmordverhütung. Stuttgart 1964.
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© 1968 Springer-Verlag, Berlin · Heidelberg
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Müller, E. (1968). Selbstmord und Selbstmordverhütung nach Verkehrsunfällen. In: Wagner, K., Wagner, HJ. (eds) Handbuch der Verkehrsmedizin. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-86977-8_45
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