Spezielle Funktionszustände des genetischen Materials

Zusammenfassung

Infolge identischer Reduplikation und äqualer Verteilung des genetischen Materials wird in der Regel jede somatische Zelle eines Organismus mit denselben Potenzen für die Kontrolle ihres Stoffwechsels ausgerüstet. Dennoch erzielen diese Zellen im Verlauf der Ontogenese zahl-lose verschiedene Differenzierungsleistungen. Zur Erklärung des Gegensatzes zwischen genetischer Uniformität und leistungsmäβiger Mannigfaltigkeit der Zellen eines Organismus erweist sich die Hypothese einer differentiellen Genaktivität in einer Reihe von Fällen als besonders tragfähig. Diese Hypothese geht von der fundamentalen Tatsache aus, daβ das genetische Material einer Zelle nicht als funktionelle Einheit organisiert ist, sonders sich aus einer Vielzahl verschiedener Gene mit jeweils spezifischen Potenzen zusammensetzt. Von den vielen Genen sollen in einer spezialisierten Zelle nur einige eine gesteigerte Aktivität bezüglich der Realisation ihrer Potenzen entfalten, während die übrigen Gene weniger oder gar nicht aktiv werden. Unter dieser Voraussetzung könnte zu einem groβen Teil die Mannigfaltigkeit der Differenzierungsleistungen in einem Organismus durch örtliche, zeitliche und kombinatorische Variation der spezifischen Aktivität der Gene erklärt werden.