Zusammenfassung
Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts sah der stille Garten des Königsklosters in Brünn gar merkwürdige Dinge. Da hatte Gregor Mendel, der spätere Abt des Klosters, zahllose Erbsenpflanzen ausgesät, aber beileibe nicht für die Klosterküche. Die einen blühten rot und die anderen weiß, manche wuchsen hoch, andere niedrig und wieder andere waren sonstwie verschieden. Kam die Zeit der Blüte, so bestäubte er sorgsam die Blüten, so wie er es für richtig hielt, ehe ihm die honigsammelnden Insekten ins Handwerk pfuschen konnten, sammelte später wieder die Samen und säte sie auf besonderen Beeten im Frühling wieder aus. Als er das viele Jahre hindurch getan hatte, schrieb er darüber ein kleines Schrift:-chen, das von Zahlen und Formeln wimmelte, in dem er verkündete, daß er das Gesetz entdeckt habe, nach dem die Eigenschaften der Pflanzen vererbt werden. Aber fast kein Mensch las es und die jenigen, die es sahen, fanden nichts Bemerkenswertes dahinter. Als der Abt unbekannt nach 20 Jahren starb, hatte es immer noch niemand gelesen. Da kamen um die Wende dieses Jahrhunderts drei Forscher auf die gleiche Fährte und gruben jenes verlorene Schrift:-chen wieder aus. Heute ziert ein Marmorstandbild Mendels die Stadt Brünn und eine ganze Wissenschaft, der Mendelismus, mit deren Ausbau zahlreiche Jünger beschäft:igt sind, führt seinen Namen. Was haben die Erbsen im Klostergarten die Welt gelehrt?
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© 1954 Springer-Verlag OHG. Berlin · Göttingen · Heidelberg
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Goldschmidt, R. (1954). Die Grundlagen der Vererbungslehre. In: Einführung in die Wissenschaft vom Leben oder Ascaris. Verständliche Wissenschaft, vol 3/4. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-86526-8_11
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