Zusammenfassung
Auf jedem Quadratzentimeter der Körperoberfläche eines sich in Meereshöhe befindenden Menschen lastet ein Druck von einer Atmosphäre (=760 Torr bzw. 1,033 kg oder 10,33 m Wassersäule). Auf die Gesamtkörperoberfläche von 1,5 bis 2 m2 umgerechnet, beträgt dieser Druck etwa 15 bis 20 Tonnen ohne spürbar zu sein. Auch Schwankungen des atmosphärisch-barometrisch angezeigten Luftdruckes bleiben unbemerkt. Beim Aufenthalt im Caisson oder während des Tauchens steht jeder Teil des Körpers unter dem Druck einer Luft- bzw. Wassersäule, deren Höhe sich ergibt aus der Summe von Atmosphärendruck und dem Abstand von der Erd- bezw. Wasseroberfläche gemessen in Metern und in Druck umgerechnet. Dadurch erhöht sich bei einer Tauchtiefe von 10 m der Druck auf unsere Körperoberfläche um 1 atm. Somit herrscht also in 10 m Wassertiefe ein Gesamtdruck von 2 Atmosphären absoluten Drucks (atm) oder ein Überdruck von einer Atmosphäre (1 atü), in 20 m Wassertiefe = 3 atm bzw. 2 atü usw. Dieser Druck, der durch Gase oder Flüssigkeiten übermittelt wird, wirkt allseitig komprimierend. Infolge dieser allseitig gleichen Druckerhöhung bleiben die physiologischen Druckgradienten zwischen Thoraxoberfläche und Lungeninnenraum gegenüber den Verhältnissen unter Normaldruck unverändert, was eine der Voraussetzungen für die Aufrechterhaltung von Atmung und Kreislauf auch unter Überdruck ist. Obwohl sich der menschliche Körper gegenüber einem allseitig komprimierenden hydrostatischen Druck ähnlich wie eine Flüssigkeit verhält, also praktisch unkomprimierbar ist, vermögen doch, wie EBBECKE zeigte, von Drucken um etwa 200 atm an, infolge der physikalischen Kompression reversible und irreversible Schädigungen der verschiedenen tierischen und pflanzlichen Lebenserscheinungen bis zur Narkose hin, sogenannte Mechanonarkose, aufzutreten. In unternarkotischer Dosis kommt es zu Reizerscheinungen, in übernarkotischer Dosis zur Kontraktur und Verkürzungen an den Muskeln. Als Erklärungsmöglichkeit für diese Erscheinung wird die Viskositätserhöhung an Zellgrenzen und Zelloberflächen mit einer Erschwerung von Diffusion und Stoffaustausch (Oberflächenverdichtung, Permeabilitätsabnahme) und ihren weiteren Folgen betrachtet. Auch Schädigungen der mikroskopischen Feinstruktur ab etwa 400 atm sind beschrieben worden.
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© 1964 Johann Ambrosius Barth München
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Alnor, P.C., Herget, R., Seusing, J. (1964). Physiologische Einführung. In: Drucklufterkrankungen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-86447-6_3
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