Psychologische und disziplinarische Gesichtspunkte

Zusammenfassung

Bei den Gesichtspunkten der allgemeinen Behandlung gehört die Berücksichtigung der psychologischen Faktoren mit zu den schwierigsten Aufgaben bei der Knochen- und Gelenktuberkulose im Hinblick auf die lange stationäre Behandlungszeit. Die psychologischen Probleme sind um so schwerwiegender, wenn in der betreffenden Klinik oder Heilstätte die baulichen oder einrichtungsmäßigen Voraussetzungen zu wünschen übrig lassen, oder die Krankenpflege und die sonstigen Umweltbedingungen unzulänglich sind oder berechtigten Anlaß zu Beschwerden bieten. Bereits bei der Aufnahme sind die ersten Eindrücke für den Kranken mit entscheidend, Mitarbeit und Genesungswille werden maßgebend davon beeinflußt, je nachdem, ob der Kranke ein Milieu vorfindet, das für ihn die Anzeichen warmer menschlicher Anteilnahme zum Vorschein kommen läßt, oder ihn mehr oder weniger als eine Nummer registriert, die in einem Bett untergebracht wird, das gerade frei geworden ist. Im allgemeinen ist der Kranke, sei es, daß ihm das Vorhandensein seiner tuberkulösen Erkrankung bereits seit langem bekannt ist, oder sei es, daß ihm die Diagnose des Grundleidens erst vor kurzem bekannt wurde, deprimiert wegen der Aussicht auf eine lange stationäre Behandlung mit Immobilisierung und Ruhigstellung sowie wegen des Ausscheidens aus dem Erwerbsleben und der Trennung von seiner Familie. Hierzu treten noch die ersten Eindrücke des fremden Milieus, in das der Kranke sich neu einordnen muß. Namentlich in den ersten Tagen und Wochen benötigt der Neuankömmling seelische Hilfe, Aufmunterung und Zuspruch.