Zusammenfassung
Zahlreich sind die offenen Fragen, die sich im Formenkreis der Schilddrüsenerkrankungen jedem stellen, der sich mit ihnen befaßt, sei es vom Standpunkt des Physiologen, Pathologen, Internisten oder Chirurgen. Eine Unmenge von Tatsachenmaterial, das alle Disziplinen betrifft, ist für die Erkrankungsformen der Schilddrüse zusammengetragen worden, ohne daß es bisher gelungen ist, auch nur die bezeichnendsten und einfachsten Fragen befriedigend zu lösen. Dabei gehört z.B. der Kropf zu den ältesten und bekanntesten Krankheitsformen der Menschheit, die zu klären sich eine wohl kaum vergleichbare Zahl von Untersuchern aus den verschiedensten Disziplinen medizinischer und nichtmedizinischer Art zusammengefunden hat. Nach wie vor ist aber die Frage nach der Ursache des Kropfes nicht befriedigend beantwortet, wenn auch sichere Kropfnoxen bekannt sind. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn beinahe ebenso zahlreiche Kropftheorien wie Kropfnoxen bekannt geworden sind. Einer der wesentlichsten Gründe unserer Unkenntnis ist in der Eigenart der Schilddrüse selbst gegeben. Man kennt zwar einiges über die Geschwulstbildung und Morphokinese dieses Organs, doch läßt sich auch bei subtiler Untersuchung der Strukturen kein sicherer Aufschluß gewinnen über die Bedeutung der Bilder. Insbesondere verläßt uns die Beurteilung der Funktion des Schilddrüsenepithels. Hohes Epithel bedeutet zwar erhöhte Tätigkeit, wobei aber noch nichts darüber ausgesagt ist, ob es sich um Vermehrung und Wachstum oder lediglich um eine Funktionssteigerung oder um beides zusammen handelt. Die Koppelung von Proliferation und Funktion an eine einzelne Zellform ist ein Charakteristikum der Schilddrüse, und in dieser Vermischung der verschiedenen Tätigkeitsformen liegt ein wesentlicher Teil der Beurteilungsschwierigkeiten begründet. Proliferations- und Funktionsaktivität nach Möglichkeit mikroskopisch auseinanderhalten zu können, ist für die Systematik der Schilddrüsenphysiologie und -pathologie von großer Wichtigkeit. Im folgenden soll daher versucht werden, die anatomischen von den funktionellen Störungen getrennt zu betrachten, obwohl Form und Funktion sicherlich zusammengehören, auch wenn unser Wissen es heute nicht immer gestattet, eins aus dem anderen abzuleiten.
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© 1965 Johann Ambrosius Barth, München
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Eickhoff, W. (1965). Probleme der menschlichen Schilddrüsenpathologie und -klinik. In: Die Schilddrüse. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-86358-5_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-86358-5_4
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