Zusammenfassung
Der geschundene, gequälte, ermordete Körper ist häufig Gegenstand künstlerischer Darstellung. In der Ausstellung „Das Aktfoto“, die im Frühjahr 1985 in München gezeigt wurde, waren neben Tausenden von reizvollen, oft erotisch stimulierenden Photographien nur zwei Aufnahmen gewaltsam zu Tode gekommener Menschen zu sehen. Der Begleittext sprach davon, daß die Aktphotographie diesem Thema eher ausweiche; er stellte dazu die Kunst des Mittelalters in Gegensatz. Und in der Tat: Nicht nur, daß ein Mensch, der eines gewaltsamen Todes stirbt, Christus am Kreuz, deren Hauptgegenstand ist — neben ihm gibt es den „Ecce Homo“, die „Vanitas“, die vielen auf grausame Weise zu Tode gebrachten Märtyrer. Aber derartige Themen verschwanden nicht mit dem Mittelalter. Ich erinnere nur an Francisco Goyas 1808–1815 entstandene Folge „Desastres de la guerra“, wo in 82 Radierungen die Grauen des Krieges gezeigt werden, an Edouard Monets 1867 entstandenes Gemälde „Die Erschießung Kaiser Maximilians von Mexiko“, aus neuester Zeit an Otto Dix, der in den 20er Jahren unseres Jahrhunderts das Bild „Lustmörder“ und den Zyklus „Der Krieg“ schuf, daneben realistisch-expressionistische Darstellungen von Kriegskrüppeln. Keine dieser Darstellungen ist durch einen Strahl veredelter Schönheit gemildert, die meisten sind häßlich und abstoßend und wollen es sein.
Nach einem Festvortrag zur Eröffnung der 64. Jahrestagung Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin am 8.9. 1985 in Hamburg
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Literatur
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Sichtermann, H., Laokoon. Stuttgart 1964
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© 1989 Dietrich Steinkopff Verlag, GmbH & Co. KG, Darmstadt
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Sichtermann, H. (1989). Der gewaltsame Tod in der antiken Kunst. In: Jansen, H.H. (eds) Der Tod in Dichtung Philosophie und Kunst. Steinkopff. https://doi.org/10.1007/978-3-642-86172-7_4
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