Nichtentzündliche Nervenkrankheiten

Zusammenfassung

Dieser großen Gruppe gehören organische Nervenkrankheiten sehr unterschiedlicher und vielfach noch keineswegs eindeutig geklärter Ätiologie und Pathogenese an. Das erschwert die Beurteilung exogener Einflüsse und damit die Begutachtung. Manche klinischen Syndrome können sowohl als idiopathische Krankheiten wie auch als sym­ptomatische oder Pseudoformen auftreten, das Parkinsonsyndrom beispielsweise als Paralysis agitans und als Parkinsonismus verschiedener Ursache. Die erste Aufgabe des Gutachters sollte darin bestehen, diese Verhältnisse durch eine subtile Diagnostik zu klären. Manche Zusammenhangsfrage löst sich damit von selbst. Da die nachfolgend behandelten und erwähnten nichtentzündlichen Nervenkrankheiten fortschreiten und früher oder später zu erheblicher körperlicher Behinderung und zu psychischen Ausfäl­len führen, die Kranken unbeweglich, ungeschickt, «pathologisch nachlässig« (Kehrer) und dadurch in erhöhtem Maße unfallgefährdet werden, empfiehlt es sich auch zu prüfen, ob überhaupt ein Unfall im gesetzlichen Sinne vorliegt, oder ob nicht im Sinne einer »Umkehr der Kausalität« (Reichardt) das Grundleiden den Unfall erst ermög­licht hat. — Die Zahl der nichtentzündlichen Nervenkrankheiten ist viel zu groß, als daß jede einzelne besprochen werden könnte. Das ist auch nicht notwendig. Viele Krankheiten werden den Gutachter wegen ihrer Seltenheit kaum jemals beschäftigen,-bei anderen liegen die Verhältnisse hinsichtlich der Bedeutung exogener und insbeson­dere traumatischer Faktoren ähnlich, so daß es ausreicht, einige prägnante und häufigere Krankheitsbilder gleichsam als Modellfälle herauszugreifen.