Interessante Erscheinungen in der Physiologie des Bindegewebes

Zusammenfassung

In diesem Vortrag werde ich mich fast ausschließlich mit den fibrösen Bestandteilen des Bindegewebes, und zwar hauptsächlich mit den kollagenen Fasern beschäftigen. Das große Problem, dem sowohl der Physiologe wie der Pathologe beim Studium dieses Gewebes gegenüberstehen, ist seine bemerkenswerte In vivo-Stabilität unter konstanten Stoffwechselbedingungen, während bestimmte physiologische und pathologische Zustände seine rasche Auflösung bewirken. Das Trockengewicht der Fasern besteht zu über 90% aus dem Eiweiß-Kollagen, ein sehr stabiles Material, wie schon die außerordentlich niedere Umschlagsrate beweist. So haben Versuche von Neuberger and Slack ¹, bei denen erwachsenen Ratten ¹⁴C-markiertes Glykokoll verabreicht wurde, gezeigt, daß das Gliedmaßenkollagen eine Woche nach der Injektion im wesentlichen die gleiche spezifische Aktivität besaß wie nach 14 Wochen. Ich habe daher die Absicht, mich mit den Faktoren zu befassen, die vermutlich für diese Stabilität verantwortlich sind, und mit den möglichen Mechanismen, die in der Lage sind, sie zu überwinden.