Stoffwechsel organischer Verbindungen II

Zusammenfassung

In der Stoffwechselforschung stehen nach wie vor zahlenmäßig die Arbeiten im Vordergrund, die sich mit den Fragen beschäftigen, welche Reaktionen möglich sind, welche Zwischenprodukte auftreten und wie die einzelnen Reaktionsschritte zu Abbau- oder Syntheseprozessen verkettet sind. Wie viele neue und wesentliche Erkenntnisse damit in jedem Jahr gewonnen werden, zeigt schon das Beispiel der zahlreichen Nucleosiddiphosphat-Verbindungen und ihrer Reaktionen. Wie viel hier aber auch noch zu tun ist, erkennt man allein aus der Tatsache, daß ja überhaupt nur ein kleiner Bruchteil der Organismen biochemisch untersucht ist. Obwohl also noch viel extensive Arbeit zu leisten ist, obwohl viele Einzelheiten der Reaktionswege, und für manche Stoffe und Stoffgruppen noch ganze Biosyntheseketten aufzuklären sind, so kann man heute doch die Hauptbahnen im vielmaschigen Geflecht der chemischen Umsetzungen in der Zelle einigermaßen übersehen. Mit den sicheren Kenntnissen über diese Hauptwege ausgerüstet, strebt die Stoffwechselforschung nun seit einiger Zeit immer intensiver einem Problemkreis zu, den man mit der kurzgefaßten Frage umreißen kann: Wie sind die Mechanismen beschaffen, die das Zusammenspiel der enzymatischen Reaktionen in der Zelle nach Richtung und Geschwindigkeit regulieren ? Für diese Frage ist natürlich die Zellstruktur von hervorragender Bedeutung (vgl. Fortschr. Bot. 17, 579, und Bogen), und es ist offenkundig, daß sich zur Lösung dieser Probleme Stoffwechselphysiologie und Enzymologie auf das engste mit Cytologie, Zellphysiologie und submikroskopischer Morphologie verbinden müssen. In der folgenden Betrachtung soll nun zunächst ohne Berücksichtigung des Strukturfaktors von den biochemischen Regulationsmechanismen die Rede sein, die innerhalb der einzelnen Zelle — ohne Beteiligung von zugeführten Hormonen u. a. Wirkstoffen — funktionieren müssen, damit das System lebensfähig bleibt. Über dieses Problem der Steuerung von Stoffwechselvorgängen hat Krebs einen richtungweisenden Aufsatz veröffentlicht.

Dr. Eberhardt ist während des Druckes dieses Beitrages tödlich verunglückt. Er konnte die Korrekturen nicht mehr selber prüfen.