Bedeutung und Stand der BCG-Schutzimpfung gegen die Tuberkulose

Zusammenfassung

Tierexperimentelle Untersuchungen aus der Pionierzeit der Tuberkuloseforschung um die Jahrhundertwende bilden die hauptsächlichen Unterlagen für eine Schutzimpfung gegen die Tuberkulose. Unsere heutigen Kenntnisse basieren zu einem großen Teil auf den Namen von Koch, Römer, Behring, Hamburger, von Pirquet, Calmette, Guérin, B. Lange. Die tuberkulöse Infektion führt zu einer Umstimmung des Organismus gegenüber dem Erreger, seinen Leibesbestandteilen und dem Tuberkulin. Diese Umstimmung bringt einen Schutz des tuberkulösen Tieres gegen eine Neuinfektion mit sich. Also „eine Immunität gegen Tuberkulose durch Tuberkulose“ (P. H. Römer). Dieser Schutz richtet sich nicht nur gegen fremde, sondern auch gegen eigene Tuberkelbacillen, „offenbar, weil sich der allergische Organismus der körpereigenen Bacillen in gleicher Weise erwehrt, wie der von außen kommenden“ (B. Lange). Die Widerstandsfähigkeit bzw. die Infektionsimmunität (R. Doerr) scheint um so größer, je virulenter der erstinfizierende Bacillenstamm ist. Dabei werden Bacillen einer exogenen Zweitinfektion nicht sofort vernichtet (Calmette und Guérin, Römer), sondern können längere Zeit an der Superinfektionsstelle nachgewiesen werden, „sie sind offenbar lediglich in ihrer Vermehrung gehemmt“ (B. Lange). Es gewinnt also der durch eine Infektion bereits immunisierte Organismus die Fähigkeit, neu angreifende Tuberkelbacillen in ihrer Fortentwicklung intensiver zu hemmen. B. Lange ist sogar der Meinung, daß „bei einer Tuberkulose, die lang genug bestanden hat und bei der die Tuberkelbacillen noch aktiv sind, praktisch mit einem nahezu absoluten Schutz gegen Neuansteckungen von außen zu rechnen ist“.