Zusammenfassung
Als Chemotherapie bezeichnen wir die Lehre von der Behandlung der Infektionskrankheiten mit relativ niedermolekularen Stoffen, welche, direkt und selektiv an dem Parasiten angreifend, die in den infizierten Organismus eingedrungenen Erreger schädigen. Durch diese Merkmale wird die Chemotherapie von den Behandlungsprinzipien abgegrenzt, welche eine Stärkung der spezifischen oder unspezifischen Abwehrkräfte des Wirtsorganismus erstreben, wie die Therapie mit Heilserum, Vaccine, unspezifischen Reizkörpern, Vitaminen und Hormonen. Die chemische Struktur und die Herkunft der Chemotherapeutica sind sehr verschiedenartig. Ein Teil stammt aus den Laboratorien der organischen Chemie (Chemotherapeutica im engeren Sinne), wie z. B. die Sulfonamide oder das Isoniazid; ein anderer Teil ist das Produkt gewisser Pflanzen, vor allem von niederen Pilzen und Bakterien. Diese in der belebten Natur aufgefundenen Stoffe werden als Antibiotica bezeichnet. Eine scharfe Trennungslinie zwischen Chemotherapeutica im engeren Sinne und den Antibiotica ist heute nicht mehr zu ziehen, da von den meisten Antibiotica die Struktur bekannt und die Synthese gelungen ist; so ist z. B. bei dem Chloramphenicol seine großtechnische Synthese als „Chemotherapeuticum“ sogar besonders wirtschaftlich im Vergleich zu der biologischen Produktion durch den Pilz als „Antibioticum“. Man pflegt heute unter dem Begriff „Chemotherapeuticum“ sowohl die synthetisch hergestellten Körper als auch die Naturstoffe zusammenzufassen. Der auf eine Formulierung von Waksman zurückgehende Begriff des Antibioticums wird damit dem von Ehrlich inaugurierten Begriff „Chemotherapeuticum“ subsumiert. Dieser letztere hat sich in letzter Zeit noch ausgeweitet: Nicht nur durch die Entdeckung der Naturstoffe, sondern auch dadurch, daß versucht wird, eine Chemotherapie der nicht infektiösen Erkrankungen, nämlich der Tumoren zu begründen. Außerdem kennen wir eine Reihe von Antibiotica, für die das erwähnte Kriterium des niedrigen Molekulargewichtes nicht mehr in der strengen Form zutrifft, wie dies z. Z. der ersten Begriffsbildung der Fall war.
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© 1957 Springer-Verlag oHG. Berlin · Göttingen · Heidelberg
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Klein, P. (1957). Einleitung. Bedeutung und Stellung der mikrobiologischen Betrachtungsweise im Entwicklungsgang der Chemotherapie. In: Bakteriologische Grundlagen der Chemotherapeutischen Laboratoriumspraxis. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-85721-8_1
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