Zusammenfassung
Wenn v. Gebsattel in seiner Studie über Geschlechtsleib und Geschlechtstrieb1 sagt, die Wissenschaft kenne das Phänomen und den Begriff des Geschlechtsleibes nicht, so hätte er mit gleichem Recht sagen können, daß sie das Phänomen des Leibes nicht kenne. Und wenn er vom Kontinuum eines sich wandelnden — so auch zum Geschlechtsleib sich wandelnden — Leibes spricht, so spricht er damit gerade das Phänomen an, um das ich mich unausgesprochen in früheren Arbeiten und ausgesprochen in Arbeiten der vergangenen Jahre bemüht habe, um dessen Erfassung und Beschreibung es auch in der nachfolgenden Studie gehen soll. Er spricht das Phänomen Leib an, als dessen Wandlungen — um Beispiele aus den genannten Arbeiten v. Gebsattels zu zitieren — auch der Arbeits-, Turn-, Marsch-, Kampfleib und der Tanzleib zu verstehen sind. In alledem ist, obschon solche Modifikationen des Leibes nur nach vorheriger reflexiver Erfassung zum Begriff erhoben und so sprachlich begriffen werden können, natürlich der gelebte, d. h. der praereflexive Leib gemeint, das Leibsein, in dem Reflexion wohl als Möglichkeit, implizit aber nicht verwirklicht, explizit enthalten ist, d. h. es handelt sich um Modifikationen des Leibes, der ich bin, im Unterschied zum Leib, den ich als Inhalt und Gegenstand meines reflektierenden Bewußtseins habe.
Aus der Nervenklinik der Stadt und Universität Frankfurt a. M. (Direktor: Prof. Dr. J. Zutt). — Jb. Psydiol. Psychother., 6, 166 (1958).
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Zutt, J. (1963). Über den tragenden Leib. In: Auf dem Wege zu Einer Anthropologischen Psychiatrie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-85694-5_23
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