Zusammenfassung
Das menschliche Dasein, das zwischen Geburt und Tod dahinfließt, gliedert sich in einige mehr oder weniger stabile Phasen mit — auch in motorischer Hinsicht — ausgeprägten Zügen, die durch fließende Übergänge miteinander verbunden sind. Dieser Sachverhalt läßt sich mit dem Farbenspektrum vergleichen, bei dem eine analytische Untersuchung nur quantitative Unterschiede zu entdecken vermag, während sich im unmittelbaren Erleben der Wirklichkeit qualitativ Hervorspringendes offenbart.
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Literatur
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In den meisten psychologischen Betrachtungen über den Geschlechtsunterschied findet man diese Eigenschaften erwähnt; so bei Liepmann (Psychologie der Frau. 1920), der jedoch mehr an Entwicklungsbetrachtungen anknüpfend auf die größere Verletzlichkeit und Kindlichkeit der Frau hinweist. Wichtig sind hier die Ansichten von Klages (Geist als Widersacher der Seele ; Handschrift und Charakter). Die Frau soll nach ihm mehr Seele und Leib, der Mann mehr Geist sein, die Frau sich mehr hingeben und durch Eindrücke geleitet werden, der Mann sich mehr behaupten und mehr durch Begriffe geleitet werden. Die typisch männliche Form der Teilnahme am Leben sei Begeisterung und schöpferischer Enthusiasmus ; die typisch weibliche Form sei persönliche Liebe und Mütterlichkeit. Schließlich erwähnen wir eine Bemerkung Binswangers (Grundformen und Erkenntnis menschlichen Daseins. Zürich 1942; S.94): „Aus den Arten der Korrelation von Warheit und Selbstheit ließe sich am ehesten das ontologische Verständnis des Menschseins als Männlichkeit und als Weiblichkeit erschließen. “
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Es ist meines Erachtens sehr gut möglich, aus dem gefundenen Wesensunterschied von männlicher und weiblicher Bewegung und der diese beherrschenden intentionalen Einstellung die in Psychologie und Alltag festgestellten Unterschiede von Mann und Weib zu begreifen. Es ist dazu die Einsicht erforderlich, daß die Arbeits-Einstellung zugleich eine Einstellung auf das Ferne und Sachliche ist, die sorgende Einstellung eine Ausrichtung auf das Nahe und affektiv Berührende einschließt. Die auf S. 319 genannten, der Untersuchung Heymans entliehenen Eigenschaften können dann u.E. leicht verstanden werden. Dem weiter nachzugehen, würde den Rahmen dieser Untersuchung überschreiten.
Die Typen werden am deutlichsten bei Männern gefunden, auf die die folgende Kennzeichnung sich denn auch bezieht.
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Eine gründliche Kritik Kretschmers Typologie lieferte W. H. Sheldon: The varieties of human physique. New York and London 1940, und : The varieties of temperament. 1942.
Wir nähern uns hier einem Gedankengang, der der Charakterologie Jungs, aber namentlich der Jaenschs zugrunde liegt. E. Jaensch hat die Ansicht verteidigt, die Integration (Verbindung zur Einheit), gerichtet auf das innerlich oder äußerlich Erlebte, sei ein angeborenes Merkmal, das sich dem Grade nach genotypisch unterscheidet. In den an Hand dieser Voraussetzungen durchgeführten Untersuchungen sind auch die motorischen Besonderheiten der ,,Typen“ studiert worden. Die Zuverlässigkeit dieser Untersuchungen scheint mir zweifelhaft.
Dann wird man vielleicht einsehen können, weshalb Leptosome nahezu immer eine „gespaltene“ Innerlichkeit haben und eine Korrelation mit „aristokratischen“ Naturen besteht. Auch kann dann vielleicht die Frage beantwortet werden, weshalb Bucklige so oft „geistreich“ sind oder welche Wahrheit im Ausspruch liegt: “long-legged men are bad lovers“.
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Im „Kallias, S. 128, lesen wir: „Was ist eine plötzlich veränderte Richtung anderes als eine gewaltsam veränderte ? Die Natur liebt keinen Sprung. Sehen wir sie das tun, so zeigt es, daß ihr Gewalt geschehen ist. Freiwillig hingegen erscheint nur diejenige Bewegung, an der man keinen bestimmten Punkt angeben kann, bei dem sie die Richtung abändert. Und dies ist der Fall mit der Schlangenlinie, welche sich . . . bloß durch ihre Freiheit unterscheidet. “ Dieser Gedankengang zeigt erneut einen Zusammenhang zwischen Natürlichkeit, Grazie und Freiheit in der Erscheinung.
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Über »le jeu des axes« schreibt Bayer S. 580: »Sous les quatres modes du hanchement, de l’inflexion, du fractionné et du détour, nous voyons la résoudre un triple problème esthétique: de modelé, de contour, d’équilibre . . . Jeu avec les diamètres, c’est le hanchement et ce sont les détours. Avec l’axe maître: ce sont la station en appui, le dévers, l’inflexion«.
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Buytendijk, F.J.J. (1956). Typologie der menschlichen Dynamik. In: Allgemeine Theorie der Menschlichen Haltung und Bewegung. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-85548-1_6
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