Zusammenfassung
Mit Absicht wählen wir als einfache Reaktion zur Untersuchung eines klassischen Problems der animalischen Bewegungslehre das Augenblinzeln. Das Schließen der Augen ist eine Leistung von sehr einfachem Verlauf: die Kontraktion eines einzigen Muskels (des M. orbicularis oculi), einhergehend mit dem Tonusverlust eines Muskels (M. levator palpebrae) im oberen Augenlid. Es ist außerdem eine besonders elementare Lebensäußerung, die von den ersten Lebenstagen bis zum Sterbebett unverändert bleibt, weder Entwicklung, noch Reduktion oder Abbau durchmacht. Obwohl wir das Auge willkürlich und auch rasch schließen und öffnen können, ist der Augenlid-Schlag doch etwas anderes, und zwar eine reaktive Bewegung, deren Sinn, die Beschützung des verletzlichen Augapfels, insbesondere der Hornhaut, unmittelbar verständlich ist.
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Literatur
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Die Geschwindigkeit ist der Differentialquotient des Weges nach der Zeit, die Beschleunigung der 1. Differentialquotient der Geschwindigkeit nach der Zeit oder der 2. des Weges nach der Zeit. Da Geschwindigkeits- und Beschleunigungskurve eine gleiche Form haben, müssen der genannte 1. und 2. Differentialquotient gleich sein. Das gilt nur für die exponentielle Kurve. Für die Geschwindigkeitskurve gilt: v = ect und für die Beschleunigungskurve: b = c ect.
Christian, P. (Vom Wertbewußtsein im Tun. Beiträge aus der Allgemeinen Medizin. Stuttgart 1948. 4. Heft.) hat sehr schön gezeigt, daß es nicht angängig ist, dem Tun einen konstruktiven Plan unterzuschieben, der zu einem ,,gesetzmäßigen“ idealen Impulsverlauf führt. Vielmehr: „Im motorischen Vollzug werden eben diese Gesetze als erfüllt oder verletzt erlebt in der Sphäre des Wertbewußtseins. “
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Buytendijk, F.J.J. (1956). Exemplarische Reaktionen und Leistungen. In: Allgemeine Theorie der Menschlichen Haltung und Bewegung. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-85548-1_3
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