Zusammenfassung
Die älteste — in diesem Jahre mit dem 90. Geburtstag ausgezeichnete — Theorie der Chromoproteidwirkung auf die Niere ist die sog. Verstopfungstheorie von PONFICK (1875). PONFICK selbst glaubte, daß die Blutfarbstoffe bei einer Hämolyse im Harnkanälchensystem ausfielen und damit zu einer mechanischen Abflußbehinderung des Harnes führten. Bis heute hat diese Theorie mehr Ablehnung (RANDERATH und BOHLE (1959), REUBI (1960), Smith, H.W. (1951) und ZOLLINGER (1952) als Zustimmung erfahren. Diese Ablehnung gründet sich im wesentlichen auf den klinischen Befund, daß nämlich die Menge der ausgeschiedenen Zylinder in keinem Verhältnis zur Schwere eines Nierenversagens gefunden wurde, und, daß im übrigen ein akutes Nierenversagen auch ohne Chromoproteidurie aufreten kann. Tierexperimentell sind jedoch Chromoproteidbedingte Verstopfungen des Harnkanälchensystemes, insbesondere am Kaninchen, mit histologischen Methoden beschrieben worden (BAKER and DODDS (1925), SKIMAMINE (1956)) und auch wir selbst konnten am Goldhamster ebenfalls Verstopfungen, insbesondere des Sammelrohrsystemes, durch Chromoproteide beobachten (vgl. Steinhausen, 1964). Unsere Untersuchungen erstrekken sich dabei auf Lebendbeobachtungen der Ausscheidung von Myoglobinzylindern an der Nierenpapille. Diese wurde nach der Methode von WIRZ (1953) freigelegt und das Sammelrohrsystem mit unserer Lissamingrün-Methode dargestellt (Steinhausen, 1963, 1964). Da Lissamingrün besonders stark das Eiweiß abgetöteter Zellen anfärbt (Goldacre und Sylven, 1959), wird in Zylinderform ausgeschiedenes Myoglobin während seiner Passage durch ein Lissamingrün ausscheidendes Sammelrohrsystem intensiv gefärbt und damit auflichtmikroskopischer Darstellung zugänglich. Bei einer mehr oder minder vollständigen Blockade des Sammelrohrsystemes durch Myoglobin-Zylinder sind aber auch ohne Parbstoff-Kontrastierung die verstopften Sammelrohre auflichtmikroskopisch zu erkennen. Am besten illustriert dies ein kurzer Ausschnitt eines soeben beim Institut f.d. Wiss. Film erschienenen eigenen Filmes (Steinhausen, 1965)+. Wie in diesem Film gezeigt wurde, gelingt es durch hohe Myoglobin-Dosen (200 mg/ kg) das Sammelrohrsystem des Goldhamsters zu verstopfen und durch Mannitolinjektion ein verstopftes Sammelrohrsystem weitgehend wieder frei zu spülen. Dass es unter osmotischen Diuretica zu einem Druckanstieg im Tubulussystem kommt, ist seit den Mikropunktionsversuchen von GOTTSCHALK und MYLLE (1957) bekannt. Auf diesen intratubulären Druckanstieg muß auch die Freispülung des Sammelrohrsystemes bezogen werden.
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Literatur
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Steinhausen, M. (1966). Ausscheidung von Eiweißzylindern durch das Sammelrohrsystem des Goldhamsters (Lebendbeobachtungen an der Nierenpapille). In: Krück, F. (eds) Aktuelle Probleme der Nephrologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-85520-7_53
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