Pharmakotherapie von Depressionen im Alter — Ergebnisse einer Umfrage bei Hausärzten in Kassel

Zusammenfassung

Um zu erfahren, wie alte Patienten mit depressivem Syndrom in der Praxis der Hausärzte diagnostisch eingeordnet und behandelt werden, führten wir im Sommer 1995 eine repräsentative Umfrage bei Hausärzten in Kassel und in den angrenzenden Kreisen durch. 170 Kollegen (Teilnahmequote 77%) wurden von Mitarbeitern (CM. und H.D.), die vorher ein entsprechendes „Training“ durchgeführt hatten, zu einem Interview aufgesucht. Es wurde eine schriftlich formulierte Fallgeschichte vorgelegt, die eine(n) 70jährige(n) Witwe(r) beschreibt, der/die dem Arzt bekannt und körperlich bisher gesund war (eine „männliche“ und eine „weibliche“ Parallelversion wurden randomisiert verteilt). Diese(r) klagt über zunehmende Müdigkeit, Schwunglosigkeit und Konzentrationsstörungen. Es werden mehrere depressive Symptome geschildert, u.a. „Gereiztheit“ als ein angeblich spezifisches Symptom der Altersdepression sowie hypochondrische Beschwerden. Bei der vorgelegten Fallgeschichte hatten wir wegen der größeren Prävalenz und der hohen sozioökonomischen Bedeutung (1) eine sog. „minor depression“ beschrieben. Nach der Lektüre der Fallgeschichte wurden die Ärzte standardisiert offen befragt. Die Antworten wurden kategorisiert anhand der Ergebnisse einer Pilotstudie.