Zusammenfassung
Schädeltrepanationen, d. h. chirurgisch durchgeführte Schädeleröffnungen, wurden in Europa, Kleinasien, Nordafrika und Amerika bereits in der Jungsteinzeit und früher vorgenommen. Immer war es bei den Funden so, daß Teile der Schädeldecke entfernt waren. Daher glaubten die ersten Anthropologen, die sich mit diesem Thema beschäftigten, aus Schädeln Verstorbener, die zu Lebzeiten eine besondere Begabung besessen hatten, seien Knochenscheibchen für Amulette entnommen worden. Der französische Arzt Paul Broca (1824–1880) konnte jedoch nachweisen, daß diese Operationen an Lebenden durchgeführt worden sein mußten. Er fand nämlich regenerative Veränderungen an Rändern von Trepanationsöffnungen, wie Knochenneubildung und Abrundungserscheinungen. Dies konnte nur bei Menschen geschehen sein, die derartige Eingriffe überlebt hatten. Die wohl spektakulärsten Aufschlüsse lieferten die peruanischen Funde aus der Mochicazeit (500 v. Chr.). Mehr als 10 000 trepanierte Schädel, die eine Vielzahl von Operationsmethoden offenbarten, wurden aus dem peruanischen Boden zutage gefördert. Unter 400 trepanierten Schädeln, die ein Julio Tello untersuchte, fanden sich 250 mit sicheren Überlebenszeichen. Ein weiterer Forscher, McCurdy, fand unter 71 Trepanationsfällen nur 12, die offensichtlich tödlich geendet hatten. Als Ergebnis dieser und auch anderer Untersuchungen muß man wohl eine Überlebensrate von 60 bis über 80% annehmen, was uns heute in Erstaunen versetzt, wissen wir doch nicht, wie die Probleme der Narkose, der Blutstillung und der Keimfreiheit (Asepsis) gemeistert worden waren.
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© 1990 Dr. Dietrich Steinkopff Verlag, GmbH & Co. KG, Darmstadt
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Knöringer, P. (1990). Die Entwicklung der Neurochirurgie und neue therapeutische Möglichkeiten. In: Odar, J. (eds) Techniken und Methoden der modernen Medizin. Steinkopff. https://doi.org/10.1007/978-3-642-85386-9_13
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-85386-9_13
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