Zukünftige Strukturen psychiatrischer Versorgung — Zwischenbilanz und Perspektiven nach zwei Jahrzehnten Psychiatriereform

Zusammenfassung

Vor allem in den vergangenen 10 Jahren sind die Bedürfnisse psychisch Kranker und Behinderter in Bezug auf eine angemessene und sozial gerechte psychiatrische Versorgung weiter differenziert worden, Dies gilt insbesondere für Behandlung, Pflege und Rehabilitation, das Wohnen, die Betätigung durch Arbeit sowie die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, Gerade chronisch psychisch Kranke benötigen aktive „aufsuchende Hilfe“, die auf kommunaler Ebene in den unterschiedlichsten Formen zu entwickeln und zu koordinieren ist. Auch in Zukunft werden traditionelle psychiatrische Krankenhäuser zeitgemäß arbeiten können, wenn sie sich verkleinern und differenzieren, spezialisierte Therapien für Sucht- und Alterskranke anbieten und sektorisiert arbeiten. Psychiatrische Abteilungen an allgemeinen Krankenhäusern werden verstärkt die Grundversorgung in ihrem Einzugsgebiet sicherstellen müssen. Auch dem Faktor Zeit kommt eine neue Bedeutung zu: Mit der Frühentlassungspolitik und langfristigen, individuell gestalteten Behandlungs- und Betreuungskonzepten werde die Bedeutung der langen Zeit als therapeutischer Faktor in der Therapie chronisch Kranker wiederentdeckt und genutzt.