Zusammenfassung
Beziehung und Macht — das ist ein schwieriges, ein sperriges Thema. Es umfaßt ein voluminöses, ja ausuferndes Problemgebiet, das den Referenten vor eine Alternative stellt: Entweder er verlegt sich auf glanzloses, sprödes Definieren und Abklären, das verdienstvoll sein mag, aber wenig Attraktivität besitzt. Oder aber er verstrickt sich ins Assoziativ-Gelockerte und entzündet ein Gedankenfeuerwerk, das rasch verglüht und nicht nur zum Applaus veranlaßt, sondern oft auch zu der späteren Frage: Was war da eigentlich dran? Und wenn ich nun selber zwischen diesen Klippen Kurs zu halten suche, so ist das eigene Schlingern kaum zu übersehen; jedes Bemühen um Vollständigkeit müßte zu alsbaldigen Schiffbruch führen. Eben darum fühle ich mich durchaus ein wenig verloren auf dem Ozean der Probleme. Daß ich meine Aufmerksamkeit auf die Machtproblematik der helfenden Berufe focussieren werde, dürfte hingegen kaum überraschen. Die Bezogenheit der menschlichen Existenz, die eben niemals die jenes “Einzigen” ist, an den Max Stirner (1845/1972) fälschlich glaubte, aber auch die Realität der Macht innerhalb dieses Beziehungssystems — dies sind ja räumlich wie zeitlich derart allgegenwärtige Phänomene, daß eine praktisch nutzbare Definition geradezu hoffnungslos erscheint. Greifen wir aus der Überfülle der Versuche relativ willkürlich die besonders bekannt gewordenen Thesen von Max Weber (1921) heraus, posthum veröffentlicht vor just 70 Jahren: “Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht.” (Weber 1921).
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Bastian, T. (1993). Beziehung und Macht. In: Buchheim, P., Cierpka, M., Seifert, T. (eds) Teil 1 Beziehung im Fokus Teil 2 Weiterbildungsforschung. Lindauer Texte. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-84909-1_11
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