Der Wahn und seine Genese — Vergleich angloamerikanischer und deutscher Modellvorstellungen

Zusammenfassung

Für den amerikanischen Autor Maher unterscheiden sich die zu wahnhaften Überzeugungen führenden Denkprozesse nicht von einer normalpsychologischen Schlußfolgerung. Zunächst macht der Patient Beobachtungen, die von seinen Erwartungen abweichen. Dies bewirkt eine affektive Spannungserhöhung, die ihn zur Suche nach Erklärungen antreibt. Ist diese erfolgreich, verschafft das damit verbundene Gefühl der Erleichterung den Erklärungen ein so großes Gewichü, daß alles ihnen Widersprechende ausgeblendet wird. Am Ende bezieht der Wahnkranke aus jeder Wahrnehmung nur noch Bestätigungen für sein System. In seinem Vortag berichtete J. Klosterkötter, Aachen, über die Resultate der Bonner Übergangsreihen studie. Fast alle am Anfang der Wahnwahrnehmungsgenese erfaßten Einzelphänomene waren kognitive Wahrnehmungsstörungen. Erst später überwältigte die zunehmende Aufdringlichkeit der initialen Veränderungserlebnisse schlagartig den Vorbehalt, den der Patient bis dahin noch seinen Unwirklichkeitseindrücken entgegenbrachte.