Zusammenfassung
Depressive Erkrankungen sind nicht nur in den letzten beiden Jahrzehnten ein Schwerpunkt psychiatrischer Forschung geworden, sondern auch gesundheitspolitisch von größter Bedeutung. Übersichtsarbeiten über epidemiologische Studien (Turas 1978; Boyd u. Weissman 1981; Hirschfeld u. Cross 1982) berichten von mindestens 6–1o% der Bevölkerung, die im Verlauf eines Jahres, bzw. 4,6–6,2% (Myers et al. 1984) und 6,9% (Wittchen et al. 1987), die im Verlauf eines halben Jahres an länger dauernden klinisch relevanten Depressionen leiden. In der Studie von Dilling u. Weyerer (1984) über die Prävalenz psychiatrischer Erkrankungen in 3 unterschiedlich strukturierten Gemeinden des Landkreises Traunstein/Oberbayern wurden in den Jahren 1975–1977 6,3% einer Bevölkerungsstichprobe als depressive Neurose diagnostiziert, in der Münchner Follow-up-Studie 1981 (Wittchen et al. 1987) 4,28% einer repräsentativen Bevölkerungsstichprobe der Bundesrepublik Deutschland als depressive Neurose diagnostiziert. Epidemiologische Studien bei Allgemeinmedizinern (Helmchen 1977, Gastpar u. Kielholz 1983) konnten zeigen, daβ etwa 10–20% der Patienten des praktischen Arztes eine behandlungsbedürftige Depression aufweisen. Nur ein geringer Teil dieser Patientengruppe bidet an organischen oder symptomatischen Depressionen. Es überwiegen die neurotischen und reaktiven Depressionen, während der Anteil der endogenen Depressionen bei höchstens 25% des Gesamtspektrums depressiver Erkrankungen anzusetzen ist, sogar noch wesentlich niedriger bei 10% sein dürfte (Dilling u. Weyerer 1984). Neurotische und reaktive Depressionen machen demnach nicht nur den überwiegenden Anteil aller depressiven Störungen aus, sondern spielen sowohl in der psychiatrischen als auch in der allgemeinmedizinischen Versorgung der Bevölkerung eine bedeutende Rolle.
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Bronisch, T. (1992). Problemstellung. In: Die depressive Reaktion. Monographien aus dem Gesamtgebiete der Psychiatrie, vol 68. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-84643-4_1
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