Stabilität der Initial-Diagnose im Langzeitverlauf

Zusammenfassung

Eng mit der Frage des Polymorphismus bei schizoaffektiven Psychosen ist die Frage der Stabilität der Initial-Diagnose verbunden, nicht nur für schizoaffektive Psychosen, sondern auch für schizophrene und affektive Psychosen. Daß sich bereits die historische bzw. klassische psychiatrische Forschung mit dem Syndromwechsel beschäftigt hat, wurde mehrfach dargestellt (vgl. Kap. 9; E. Bleuler 1911; Ciompi u. Müller 1976; Huber et al. 1979; Janzarik 1968; Kahlbaum 1863, 1884; Kraepelin 1909, 1920; Schneider 1980). Der Syndromwechsel beschäftigt aber die moderne operationale Forschung nicht weniger (Angst 1986a). Wie häufig ein Syndromwechsel im Verlauf endogener Psychosen auftritt, wird in der neueren Literatur sehr unterschiedlich beziffert. Einige Autoren stellten einen Syndromwechsel bei mehr als 50% der Verläufe fest (Cutting et al. 1978; Horgan 1981; Lewis u. Pietrowski 1954), andere fanden nur 10% oder weniger (Angst et al. 1978; Clark u. Mallett 1963; Coryell u. Winokur 1980; Lee u. Murray 1988; Winokur 1974). Diese Angaben müssen jedoch unter dem Aspekt der Erkrankungsdauer und der definitorischen Kriterien (Angst 1986a; Marneros et al. 1988d; Winokur et al. 1985) kritisch betrachtet werden.