Zusammenfassung
Was kümmert uns 1990 noch eine Geschichte, die bald ein halbes Jahrhundert zu-rück liegt? Wird Vergangenheitsbewältigung und werden die Schuldbekenntnisse über die Schreckensereignisse während des NS-Regimes nicht zu einem selbstquä-lerischen Ritual, mit dem wir uns entlasten und aus dem nichts folgt (vgl. Dahmer 1990, S. 138)? Lenken die Betrachtungen über die Fehlentwicklungen im Dritten Reich und speziell die Reflektion über die Geschichte der Psychotherapie und Psychoanalyse im NS-Staat nicht von folgenschweren Versäumnissen in der Gegenwart ab: vom Schweigen der großen Mehrheit der Psychoanalytiker und Psychotherapeuten zu Mißständen im eigenen fachlichen und berufspolitischen Bereich, vom Schweigen zu den sozialen, politischen und ökologischen Herausforderungen unserer Zeit?
“Die modeme Seelenhelikunde, in der Fachsprache Psychotherapie genannt, hat im letzten Jahrzehnt einen großen Aufschwung genommen und ist in Deutschland auch vom Staat anerkannt worden.” Heinrich Goitzsch: Heilwege für die erkrankte Seele. In: Das Reich van 20.08.1944
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Ermann, M. (1991). Wandlungen der Psychotherapie und Psychoanalyse im Spannungsfeld des Nationalsozialismus. In: Buchheim, P., Cierpka, M., Seifert, T. (eds) Psychotherapie im Wandel Abhängigkeit. Lindauer Texte. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-84473-7_6
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