Zusammenfassung
Der 58jährige asthmakranke Frührentner, den wir im August 1984 im Allgemeinen Krankenhaus Altona interviewen, hat ein Tagebuch über seine Krankenhausaufenthalte geführt. In 5 1/2 Jahren mußte er 13mal stationär behandelt werden, 5mal wurde er mit dem Rettungswagen eingewiesen. Insgesamt waren es 233 Tage Krankenhausaufenthalt. Ein Chefarzt hatte ihm auf einer Visite gesagt: „Sie kriegen hier ein Zweibettzimmer, ein Bett kommt raus und Sie richten es sich ein, wie Sie wollen. Sie tapezieren und dann bleiben Sie gleich hier, da Sie ja doch bald wieder hier sind.“ Der Patient sagt: „Die Ärzte hier sind einmalig — medizinisch“ und ist mit der Behandlung zufrieden. Im Gespräch wird deutlich, daß der Patient selbst die Vorstellung hat, daß sein Asthma durch den ständigen Ärger mit seiner Frau und seinen beiden Söhne, die ihn, von der Frau gedeckt, bestehlen, aufrechterhalten wird. „Wenn ich mich aufrege, kommt sofort ein Anfall.“ Seine Allergietestungen sind negativ. Er fühlt sich von der Frau, die sich auch promisk verhält, entwertet und lieblos behandelt, seit Jahren haben sie keine sexuellen Kontakte mehr. In der Familie wird er nicht für voll genommen. Er möchte sich trennen, kann sich aber keine eigene Wohnung leisten.
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Literatur
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Haag, A., Stuhr, U. (1990). Das Fehlen der Seele im Allgemeinkrankenhaus — erste Ergebnisse einer Bedarfsanalyse. In: Ahrens, S. (eds) Entwicklung und Perspektiven der Psychosomatik in der Bundesrepublik Deutschland. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-84124-8_7
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