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Theorie und Praxis krankengymnastischer Methoden auf neurophysiologischer Grundlage

  • Conference paper
Normale und gestörte Entwicklung

Zusammenfassung

In der Bundesrepublik haben in den letzten 20 Jahren zwei krankengymnastische Schulen besondere Verbreitung gefunden, nicht zuletzt auch durch eine straffe Organisation der Aus- und Weiterbildung: die krankengymnastische Methode nach Vojta und die Methode nach dem Ehepaar Bobath. Beide Methoden bezeichnen sich als „Krankengymnastik auf neurophysiologischer Grundlage“. Als solche werden sie auch verordnet. Die neurophysiologischen Grundlagen, auf die sich beide Methoden berufen, haben allerdings kaum mehr etwas mit einer modernen Neurophysiologie zu tun. Sie beziehen sich auf eine Neurophysiologie der 20er und 30er Jahre dieses Jahrhunderts, als einige neurophysiologische Arbeitsgruppen sich mit den Reflexmechanismen des Halte- und Stellapparates sowie mit den sog. „Primitivreflexen“ bei Tieren und bei Kindern beschäftigten. Die damalige Neuro-physiologie ging zudem von der Vorstellung einer mehr oder weniger strikten hierarchischen Organisation neurophysiologischer, neuromorphologischer und funktioneller zentralnervöser Strukturen aus. Diese damaligen neurophysiologischen Paradigmen sind mit den Namen Magnus u. de Kleijn (1912), Rademaker (1931), Schaltenbrand (1928), aber auch mit den Namen Peiper (1956) und Landau (1923) verbunden, um nur einige Namen zu nennen. Wichtig sind diese Untersuchungen bis heute deshalb geblieben, da vor allem Kinder mit spastischen Zerebralparesen Haltungs- und Bewegungsautomatismen zeigen, die große Ähnlichkeiten mit den Halte- und Stellreflexen aufweisen, wie sie von den genannten Autoren u.a. bei dekortizierten und dezerebrierten Versuchstieren beschrieben worden sind. Beiden krankengymnastischen Methoden ist, bei allen sonstigen Unterschieden, doch gemeinsam, daß sie pathologische Haltungs- und Bewegungs-automatismen gar nicht erst entstehen lassen wollen, oder bereits etablierte pathologische Muster abzubauen bestrebt sind, um sie durch physiologische motorische Bewegungsabläufe zu ersetzen. Dabei spielen allerdings die Vorstellungen, wie die motorische Entwicklung nach Meinung der Autoren verläuft, eine entscheidende Rolle. Eine Diskussion über eine krankengymnastische Methode muß daher auch immer das dazugehörige Konzept der motorischen Entwicklung mitberücksichtigen.

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Michaelis, R., Niemann, G., Krägeloh-Mann, I. (1989). Theorie und Praxis krankengymnastischer Methoden auf neurophysiologischer Grundlage. In: Normale und gestörte Entwicklung. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-83841-5_9

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