Zusammenfassung
Die Immunglobulinspiegel oder die Größe der Gamma-Globulinfraktion des Liquors sind diagnostisch nutzlos, ja oft irreführend. Es kommt auf eine quantitative Erfassung jener Immunglobuline an, die in den Entzündungsherden des Gehirns synthetisiert und in den Liquorraum abgegeben werden. Diese intrathekalen Fraktionen lassen sich mit Formeln, Indizes und Diagrammen bestimmen, die jedoch von der irrigen Voraussetzung ausgehen, daß für jedes vermehrt hindurchgetretene Albumin- auch ein Immunglobulinmolekül zusätzlich übertritt. Die Selektivität der Blut-Liquor-Schranke wird also auch bei schweren Permeabilitätssteigerungen für konstant gehalten. Diese Prämisse gilt etwa für den Delpech-Lichtblau-Quotienten, die Tourtelotte-Formel, den Link-Index oder das frühere Reiber-Schema. Die Differenzierung der Liquorimmunglobuline in eine Serum- und eine Hirnfraktion, insbesondere bei IgA und IgM, kann jedoch nicht nach unbewiesenen Schrankentheorien, sondern nur auf empirischer Basis erfolgen. Man muß die oberen Grenzwerte der einzelnen Immunglobuline bzw. deren Konzentrationsquotienten auch für schwerste Schrankenstörungen mit Hilfe jener Krankheiten ermitteln, bei denen nach bestem Wissen keine Antikörper lokal produziert werden. Eine solche Grenzlinie wurde über viele Jahre hin in Köln für die drei Immunglobuline ermittelt, für die H.O. Reiber jetzt eine Formel entwickelt hat. Diese Formel ist noch komplizierter als die von W. Tourtellote für die Berechnung der „Intra blood brain barrier synthesis of IgG”. Zum Glück für die Klinik gibt es ein wesentlich einfacheres Verfahren, ohne daß auf die Quantifizierung der lokal synthetisierten Fraktionen verzichtet werden muß.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Felgenhauer K (1988) Liquordiagnostik. In: Thomas L (Hrsg) Labor und Diagnose. Medizinische Verlagsgesellschaft, Marburg
Holzgraefe M, Reiber HO, Felgenhauer K (Hrsg) (1988) Labordiagnostik von Erkrankungen des Nervensystems. Perimed, Erlangen
Lüer W, Poser S, Weber T, Jürgens S, Eichenlaub D, Pohle HD, Felgenhauer K (1988) Chronic HIV encephalitis-I. Cerebrospinal fluid diagnosis. Klin Wochenschr 66: 21–25
Poser S, Lüer W, Eichenlaub D, Pohle HD, Weber T, Jürgens S, Felgenhauer K (1988) Chronic HIV encephalitis — II. Clinical aspects. Klin Wochenschr 66: 26–31
Thompson EJ (ed) (1987) Advances in CSF protein research and diagnosis. MTP Press, Lancaster
Weber T, Rieckmann P, Jürgens S, Prange H, Felgenhauer K (1988) Immunocytochemical analysis of immunoglobulin-containing cells in CSF and blood in inflammatory disorders of the central nervous system. J Neurol Sci 86: 61–72
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1989 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
About this chapter
Cite this chapter
Felgenhauer, K., Schädlich, H.J., Lüer, W., Rieckmann, P., Poser, S., Volles, E. (1989). Die Liquordiagnostik der Enzephalitiden. In: Fischer, PA., Baas, H., Enzensberger, W. (eds) Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, vol 5. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-83771-5_85
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-83771-5_85
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-540-51091-8
Online ISBN: 978-3-642-83771-5
eBook Packages: Springer Book Archive