Zusammenfassung
Daß sie sich Grenzen setze, sei erste Pflicht aller Freiheit, ja die Bedingung ihres Bestands, denn nur so sei Gesellschaft möglich, ohne die der Mensch nicht sein kann und auch nicht seine Herrschaft über die Natur. Auf eindrucksvolle Weise hat Hans Jonas diese alte Einsicht erneuert und verbreitet.1 Sie gilt auch und vornehmlich für die stürmisch fortschreitende Medizin. Ärzte dürfen der „Verführung durch das Machbare“2 nicht erliegen, nicht alles, was sie im Kampf gegen Krankheit und Tod auszurichten vermögen, auch ins Werk setzen. Darüber besteht spätestens seit den aufrüttelnden Schriften Paul Sporkens und anderer kritischer Autoren Einmütigkeit. Doch wo liegen im einzelnen die Grenzen der Neulandmedizin3, der artefiziellen Reproduktion4, der Transplantationsmedizin?5 Das Bestreben der Mediziner, Not zu wenden und Unheil zu bannen, schiebt die Grenzen immer weiter hinaus. Die gute Absicht des Wissenschaftlers und verlockender Erkenntnisgewinn machen es der Kritik schwer, Einhalt zu gebieten oder auch nur ein Interim verhaltender Selbstprüfung zu verlangen.
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Literatur
P. Koslowski, P. Kreuzer, R. Low (Hg.), Die Verführung durch das Machbare. Ethische Konflikte in der modernen Medizin und Biologie, 1983.
Vgl. zuletzt H. K. Breddin, E. Deutsch, R. Ellermann u. H. J. Jesdinsky (Hg.), Rechtliche und ethische Probleme bei klinischen Untersuchungen am Menschen, 1987.
A. Laufs, Rechtliche Grenzen der Fortpflanzungsmedizin, 1987.
E. Dietrich (Hg.), Organspende, Organtransplantation. Indikationen, Technik, Resultate. Ein Report des Machbaren, 1985; H.-J. Kramer, Rechtsfragen der Organtransplantation, 1987.
E. Dietrich (Hg.), Organspende, Organtransplantation. Indikationen, Technik, Resultate. Ein Report des Machbaren, 1985; H.-J. Kramer, Rechtsfragen der Organtransplantation, 1987.
C. Bruaire, Medizin und Ethik, 1982,10.
T. Würtemberger, Zeitgeist und Recht, 1987, 114.
R. Spaemann, in: W. Heintzeler u. H.-J. Werhahn (Hg.), Energie und Gewissen, 1981, 34.
Vgl. BVerfGE 39,1,57; D. Giesen, Ethische und rechliche Grenzen biomedizinischer Verfahren, in: Lebensbeginn und menschliche Würde = Gentechnologie. Chancen und Risiken Bd. 14,1987,109ff.
H. Jonas, Arztliche Kunst und menschliche Verantwortung, in: Renovatio 39,1983, 229ff., 236.
Vgl. den Ansatz BGH, VersR 1975, 44; H. W. Opderbecke, Grenzen der Intensivtherapie, in: P. Lawin u. H. Huth (Hg.), Grenzen der ärztlichen Aufklärungs- und Behandlungspflicht, 1982,109ff., 113; D. Birnbacher, Medizin-Ethik, 1986, 59ff.
O. Hoffe, Sittlich-politische Diskurse, 1981, 239ff.
Von der Würde werdenden Lebens, in: M. Lanz-Zumstein (Hg.), Embryonenschutz und Befruchtungstechnik, 1986, Anhang 9, 217. 20 R. Penning u. E. Liebhardt, Entnahme von Leichenteilen zu Transplantationszwecken - Straftat, ärztliche Pflicht oder beides? In: W. Eisenmenger, E. Liebhardt u. M. Schuck (Hg.), Medizin und Recht. Festschrift f. W. Spann, 1986, 440ff.
Vgl. A. Laufs, Arztrecht, 41988, Kap. V (mit Bibliographie).
Vgl. T. Lenckner, Der rechtfertigende Notstand, 1965, 130f., mit weiteren Nachweisen auch zur Reformdebatte.
So wegweisend im Blick auf die Gentechnologie E. Benda, Gentechnologie und Recht - die rechtsethische Sicht, in: Gesellschaft f. Rechtspolitik Trier (Hg.), Bitburger Gespräche, Jahrb. 1986/ 1,17ff.,27.
G. Düring, in: T. Maunz, G. Düring u. a., Grundgesetz, Kommentar, Art. 1 Abs. I Rdnr. 28 (1958).
Zu den Versuchen an „captive groups“ E. Deutsch, Arztrecht und Arzneimittelrecht, 1983,278, mit Nachw. Vgl. auch §40 Abs. I Ziffer 3 AMG. - Beim Heilversuch, der aus der Dogmatik des Heileingriffs zu entwickeln ist, gelten für die Einwilligung andere Regeln.
Vgl. etwa E. Gramer, Das Recht der Organtransplantation, iur. Diss. Würzburg 1981, 30.
Jedenfalls überwiegende Ansicht; vgl. etwa E. Gramer (vorst. Note), 28; G. Brenner, Organtransplantation, in: A. Mergen (Hg.), Die juristische Problematik in der Medizin Bd. 1,1971,126ff., 129f.; T. Carstens, Das Recht der Organtransplantation, 1978,36ff.; H.- J. Rieger, Lexikon des Arztrechts, 1984, 805 (Rdnr. 1767).
Jedenfalls überwiegende Ansicht; vgl. etwa E. Gramer (vorst. Note), 28; G. Brenner, Organtransplantation, in: A. Mergen (Hg.), Die juristische Problematik in der Medizin Bd. 1,1971,126ff., 129f.; T. Carstens, Das Recht der Organtransplantation, 1978,36ff.; H.- J. Rieger, Lexikon des Arztrechts, 1984, 805 (Rdnr. 1767).
Jedenfalls überwiegende Ansicht; vgl. etwa E. Gramer (vorst. Note), 28; G. Brenner, Organtransplantation, in: A. Mergen (Hg.), Die juristische Problematik in der Medizin Bd. 1,1971,126ff., 129f.; T. Carstens, Das Recht der Organtransplantation, 1978,36ff.; H.- J. Rieger, Lexikon des Arztrechts, 1984, 805 (Rdnr. 1767).
B. -R. Kern, Zivilrechtliche Gesichtspunkte der Transplantation, in: B. Gramberg-Danielsen (Hg.), Rechtliche Grundlagen der augenärztlichen Tätigkeit, 3. Lief. 1988,2.8. - Vgl. zum Problem auch E. Deutsch, in: H. D. Hiersche, G. Hirsch u. T. Graf-Baumann (Hg.), Grenzen ärztlicher Behandlungspflicht bei Schwerstgeschädigten Neugeborenen, 1987, 95f. Deutsch neigt dazu, in den Fällen der Knochenmarkentnahme beim Einwilligungsunfähigen die Eltern entscheiden zu lassen.
Das Nähere bei A. Laufs, wie Note 21; ders., Der Nervenarzt 1985, 399ff.
Pschyrcmbcl, Klinisches Wörterbuch, 2551986,74.
A. Eser, in: A. Schönke, H. Schröder, Strafgesetzbuch-Kommentar, 231988, Rdnr. 13f. Vorbem. §§211 ff., mit weiteren Nachweisen; h.L.
Zur Gehirnaktivität als Kriterium des Lebensbeginns von Embryonen kritisch G. Schirmer, Status und Schutz des frühen Embryos bei der „In-vitro“H-Fertilisation. Rechtslage und Diskussionsstand in Deutschland im Vergleich zu den Ländern des anglo-amerikanischen Rechtskreises, 1987, 180ff.
H.-D. Hiersche, G. Hirsch u. T. Graf-Baumann (Hg.), Grenzen ärztlicher Behandlungspflicht bei Schwerstgeschädigten Neugeborenen, 1987, 183ff. 49 A. Laufs, Rechtliche Grenzen der Fortpflanzungsmedizin, 1987, 32.
W. Küper, Grund- und Grenzfragen der rechtfertigenden Pflichtenkollision im Strafrecht, 1979, 29ff., 34.
Die gängigen Kommentare zum StGB verzeichnen die umfängliche Literatur zum Problem der gleichwertigen Pflichtenkollision. Zu den Rechtsfragen der Triage in der Katastrophenmedizin M. Hofferbert, Rechtliche Aspekte der Katastrophenmedizin, in: J. Mayer (Red.), Katastrophenmedizin oder: die Lehre vom ethisch bitteren Handeln, 1987, 137ff., 144f.
K. Lackner, StGB-Kommentar, 161985, § 34, Anm. 4.
„Da das Recht in einer derartig existentiellen Grenzsituation keine Handlungsanweisung geben kann, muß es die Gewissensentscheidung des einzelnen akzeptieren, d. h. seine Entscheidung für rechtmäßig erklären“: T. Dingeldey, Jura 1979, 478ff., 481, unter Bezugnahme auf ärztliche Konfliktlagen.
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Laufs, A. (1988). Rechtliche Grenzen der Transplantationsmedizin. In: Kamps, H., Laufs, A. (eds) Arzt- und Kassenarztrecht im Wandel. MedR Schriftenreihe Medizinrecht. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-83532-2_4
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