Zusammenfassung
Im Zusammenhang mit der in den Vereinigten Staaten von Amerika in jüngerer Zeit entwickelten Synthese von ökonomischen und juristischen Rahmenbedingungen, die unter dem Namen “okonomische Analyse des Rechts” (Economic Analysis of Law bzw. Law and Economics) Eingang in die dort an Universitäten gelehrte Nationalökonomie fand, bringt man die Bedeutung und die Konsequenzen alternativer Kontrollmechanismen bei der Durchsetzung einer optimalen Allokation der Ressourcen mit der Bedeutung rechtlicher Regelungen, die hierfür notwendig sind, in enge Verbindung (SCHANZE 1978). Demokratische Verfassungsstaaten sehen sich in ihrer Entwicklung einem ständig steigenden (exogen und endogen verursachten) Problemdruck gegenüber, der sich in immer höheren Anforderungen an die rechtlichen, politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen niederschlägt. So ist es als eine nur logisch konsequente Entwicklung anzusehen, wenn sich im akademischen Bereich ökonomie und Jurisprudenz zur Lösung dieser Probleme enger zusammenschließen.1) Ökonomen müssen demzufolge die Bedeutung rechtlicher Regelungen explizit in ihren Kalkül mit einbeziehen. Gleichzeitig ist es notwendig, daß Juristen die Notwendigkeit der Folgewirkungen ihrer Entscheidungen stärker unter gesamtwirtschaftlichen (sprich ökonomischen) Gesichtspunkten würdigen (vgl. ADAMS 1984c). Ausgangspunkt ist hierbei die Beobachtung, daß jedwede rechtliche Regelung Wirkungen ökonomischer Art mit sich bringt, die sich in einer Beeinflussung der gesamtwirtschaftlichen Wohlfahrt über eine Änderung von sozialen Kosten (und Nutzen), aber auch in einer Beeinflussung der privaten und wirtschaftlichen Sphäre der einzelnen Wirtschaftssubjekte niederschlägt (BEHRENS 1982). Mit Hilfe einer ökonomischen Analyse des Rechts wird nun der Versuch unternommen, zwischen rechtlichen Regelungen und ihren Auswirkungen sowie den wirtschaftlichen Konsequenzen, die sich aus solchen Handlungsweisen ergeben, eine Brücke zu schlagen, die mit der Entwicklung einer ökonomischen Theorie des Rechts quasi “begehbar” gemacht und fest verankert werden soll. Mit ihrer Hilfe soll eine präzise, objektive und systematische Analyse realer Vorgänge ermöglicht werden, die letztlich auch eine stärkere Kooperation und Kommunikation zwischen Rechts- und Sozialwissenschaften erforderlich macht (ohne dabei jedoch die Selbständigkeit der beiden Disziplinen in Frage zu stellen oder gar aufzugeben). “Interdisziplinäre Forschungsrichtungen wie die der Property Rights-Analyse einschließlich der ökonomischen Analyse des Rechts böten an sich die einzigartige Chance, daß beispielsweise ein im ökonomischen Bereich zentrales Ziel wie die Allokationseffizienz mit dem aus juristischer Sicht besonders relevanten Wert der Gerechtigkeit konfrontiert werden könnte” (STOLZ 1983, S. 60; vgl. auch KRÜSSELBERG 1976, S. 180 ff.). Als wegweisend für einen solchen Ansatz kann POSNERs Grundmodell angesehen werden, in welchem spezifische ökonomische Theorien und sozialwissenschaftlich empirische Methoden auf das Rechtssystem angewendet werden (POSNER 1977, S. 15 ff.2)). Sein Ansatz wendet sich gegen die von Ökonomen bei der Entwicklung konsistenter theoretischer Erklärungsansätze wirtschaftlicher Sachverhalte weitgehend vernachlässigten institutionellen Rahmenbedingungen mit Rechtswirkung, denen in der Realität jedoch in der Tat eine bedeutende Rolle zukommt. So ist die in vielen theoretischen Modellen explizit oder implizit getroffene Annahme des freien Zugangs zu Ressourcen, die (per Annahme) vollständig zugeteilt, im Privatbesitz befindlich oder kostenlos (d.h. als freies Gut keine Informationskosten und keine Transaktionskosten in Form von Aushandlungs-, Vertrags- und Kontrollkosten verursachend) verfügbar sind, ein treffendes Beispiel hierfür. Infolge dieser stark restriktiven Annahmen wird das Anwendungsgebiet einer solchen (stark simplifizierten) Theorie enorm eingeschränkt (zur Kritik an POSNER vgl. POLINSKY 1978).
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Böbel, I. (1988). EinfÜhrung und Gang der Untersuchung. In: Eigentum, Eigentumsrechte und institutioneller Wandel. Studies in Contemporary Economics. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-83309-0_1
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