Einführung und Geschichte zur Theorie von Mißbrauch und Abhängigkeit

Zusammenfassung

Im Jahre 1965 erschien eine neue deutsche Übersetzung eines englischen Buchs, das bereits 1822 publiziert worden war und dessen Titel Bekenntnisse eines englischen Opiumessers offensichtlich in unseren Tagen genauso aktuell zu sein scheint wie dies vor über 150 Jahren in Großbritannien der Fall war. Denn die Schrift des dort damals sehr bekannten Autors Thomas De Quincey (1785–1859), die ein Jahr vorher bereits in dem angesehenen London Magazine als Fortsetzungsfolge veröffentlicht wurde und 1845 eine Ergänzung Suspiria de profundis fand, war in gewisser Weise eine Apologie auf diese Droge. Der Verfasser schilderte jedoch darin nicht nur die positiven Seiten der Opiumwirkung, sondern auch die sehr einfache Verführung, die ihn zum Opiumesser werden ließ, schließlich die verschiedenen vergeblichen Versuche, von dieser Droge freizuommen. Quincey hat zeitweise von dem damals sehr beliebten audanum bis zu 8 000 Tropfen am Tag eingenommen. Sein ganzes Leben blieb Quincey, und er wurde immerhin 74 Jahre alt, vom Opium abhängig. Er war, wie die meisten Opiumsüchtigen, zum chronischen Opiumesser geworden, als ihm 1804 als Student in Oxord ein Freund gegen rasende Zahnschmerzen naiv Opium empfahl. Wie leicht es damals war, an diese suchterzeugende Droge heranzukommen, schilderte Quincey selbst. Sie war nämlich bei jedem Drogisten zu erhalten: „Als ich Opiumtinktur verlangte, gab er sie mir, wie es jeder x-beliebige getan haben würde …“, und im Vorwort seines Buches hatte Quincey ganz arglos erzählt, daß in Manchester Arbeiter in den Baumwollfabriken an jedem Sonnabendnachmittag bei den Drogisten Pillen mit 1–3 Gran Opium erwarben und „ … die Drogisten ihre Ladentische mit Pillen von 1, 2 oder 3 Gran bedeckten, um bei der stets zu erwartenden Nachfrage am Abend verkaufsbereit zu sein.“