Zusammenfassung
Die Psychoanalyse begründet sich historisch in der Auseinandersetzung mit den körperlichen Rätseln hysterischer Krankheitsbilder. Sie gibt Aufschlüsse über einen symbolischen Verzicht bei der Ausübung körperlicher Funktionen wie einen bedeutungsvollen Einsatz körperlicher Zustände in lebensgeschichtlichen Krisen. Sie betont von Anfang an ein konstrastierendes Moment zur physiologischen und anatomischen Konzeption des Körpers in der traditionellen Organmedizin. Gegenüber einer objektiven Registrierbarkeit von Körperparametern rückt sie vielmehr die innerseelische Darstellung und subjektive Verfügbarkeit körperlichen Erlebens in den Mittelpunkt. Während S. Freud aber im biologischen Substrat des Menschen noch eine unbestreitbare “erste Realität” angesichts des Reflexionscharakters der psychischen Repräsentation sieht und konsequent reine Angstneurosen, posttraumatische Reaktionen, Hypochondrien und narzißtische Bilder aus der psychoanalytischen Zuständigkeit ausgliedert, verschwindet diese behutsame Differenzierung in den Folgejähren zunehmend. Sie weicht einer eher uniformen Sicht. Die psychoanalytische Disziplin drängt nämlich auf die Erfassung vormals ausgeklammerter Pathologien und formuliert diese aber häufig nur unter psychogenetischen Gesichtspunkten. Sie würdigt so die Grundleistung des psychischen Apparats als “multiple Funktion” in ihren eigenständigen Repräsentanzen von Sachen, Worten, Handlungen, Affekten und körperlichen Zuständen nicht im gebührenden Maße (representation as multiple function, Green 1980).
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© 1985 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
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Kapfhammer, HP. (1985). Körperlichkeit: ein psychosomatisches Thema der Psychoanalyse. In: Psychoanalytische Psychosomatik. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-82608-5_7
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