Zusammenfassung
Problematisches Ziel der zahlreichen klinischen Klassifikationen des Nierentraumas ist die indirekte prätherapeutische Erfassung des pathologisch-anatomischen Substrates durch verschiedene diagnostische Maßnahmen, um daraus ein zuverlässiges Therapiekonzept auch für den Einzelfall ableiten zu können. Je genauer der pathologisch-anatomische Befund beschrieben werden kann, desto zielgerichteter kann die Therapie sein. Nach Lutzeyer [1] ist es aber immer ein hypothetischer Versuch, der erst retrospektiv durch feindiagnostische Maßnahmen oder den operativen Eingriff seine Klassifikationsbestätigung erfahren kann. Das kennzeichnet die Schwäche der diagnostischen Verfahren ebenso, wie die von Cass (1983) publizierten Zahlen über urographische Befunde bei 1145 Patienten mit Nierentraumen [2]. Verzögerte, inkomplette oder fehlende Ausscheidung, d.h. einen nicht eindeutig einer speziellen Verletzungsform zuzuordnenden Befund, fand er in 6% der Nierenkontusionen, 46% der Lacerationen, 84% der Rupturen und 95% der Stielverletzungen, d.h. daß die diagnostische Unsicherheit — zumindest was das Urogramm angeht — mit dem Ausmaß des Traumas wächst. Damit verbunden sind auch die unterschiedlichen Ansichten über die Notwendigkeit eines operativen oder den Sinn eines konservativen Vorgehens in der kleinen Gruppe der kritischen Nierenverletzungen. Cass: Gäbe es eine diagnostische Methode, die klar zwischen Laceration und Ruptur unterscheiden könnte und würden alle Lacerationen ohne Behandlung ausheilen, wäre eine operative Intervention nur noch bei der Ruptur und den Nierenstielverletzungen notwendig [2].
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Literatur
Lutzeyer W (1981) Verletzungen der Niere. In: Lutzeyer W (Hrsg) Traumatologie des Urogenitaltraktes. Springer, Berlin Heidelberg New York, S 1–78.
Cass AS, Luxenberg M (1983) Conservative or immediate surgical management of bland renal injuries. J Urol 130: 11–16
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Alken, P., Klose, K. (1984). Computertomographie bei Nierenverletzungen. In: Verhandlungsbericht der Deutschen Gesellschaft für Urologie. Verhandlungsbericht der Deutschen Gesellschaft für Urologie, vol 35. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-82288-9_4
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