Die sog. Parapsoriasisgruppe

Zusammenfassung

Als Brocq im Jahre 1902 den Terminus „Parapsoriasis“ kreierte, wollte er keine einzelne neue Krankheit präsentieren, sondern offensichtlich heterogene Dermatosen, die seit 1890 von verschiedenen deutschen, französischen und angloamerikanischen Autoren unter verschiedenen Namen beschrieben worden waren, in einer Gruppe zusammenfassen [6]. Es handelte sich um oberflächliche Dermatitiden erythematös- makulöser, papulo-squamöser, lichenoider und atrophischer Art unterschiedlicher Erscheinungs- und Ausbreitungsweise (vor Brocq schon unter dem Titel „resistente makulopapulöse schuppende Erythrodermien“ gruppiert), die einerseits durch Negativkriterien wie unbekannte Ätiologie und Therapieresistenz, andererseits durch Chronizität bei weitgehender subjektiver Symptomarmut gekennzeichnet waren. Innerhalb dieser a priori keineswegs logischen Gruppierung unterschied Brocq 3 Typen (Tabelle 1): In seiner „Parapsoriasis guttata“ vereinigte er Fälle, die Juliusberg 1899 unter Benützung historischer Vorläufer als „Pityriasis lichenoides chronica“ publiziert hatte. Die „Parapsoriasis lichenoides“ stützte sich neben Brocq’s eigenen Beobachtungen auf die „Parakeratosis variegata“ von Unna, Santi und Pollitzer und auf den „Lichen variegatus“ von Crocker. Die „Parapsoriasis en plaques“ schließlich, von Brocq als „gut definierte klinische Einheit“ bezeichnet, geht auf seine 1897 beschriebene „Erythrodermie pityriasique en plaques disséminées“ zurück. Die ersten Autoren, die sich mit einer speziellen Erscheinungsform der sog. Parapsoriasisgruppe befaßt haben, waren zweifellos Unna, Santi u. Pollitzer im Jahre 1890 [46].