Zusammenfassung
Wenn heute abend die Kirchen in unserer Stadt und die Universität Heidelberg durch die Theologische Fakultät in dem Jahr, in dem sich der Geburtstag Martin Luthers zum 500. Male jährt, dieses Mannes gedenken, so hat das in verschiedener Hinsicht — auch im Blick auf die Heidelberger Disputation — ein tief gegründetes sachliches Recht. Die Begründung dafür liegt vor allem in dem Weg, auf dem Luther zum Reformator der Kirche wurde. Denn für den ist eben charakteristisch, daß Luther in einer besonderen Lebensform und im Dienst der Kirche, als Ordenspriester der Augustiner-Eremiten, zu der ihn immer stärker anfechtenden Frage kam, wie er vor Gott bestehen, ob Gott ihm gnädig sein könne. Charakteristisch ist aber auch, daß er die Antwort auf diese Frage fand, indem er sich mit ganzer, von jener Bedrängnis herrührenden Leidenschaft seiner beruflichen Aufgabe als Professor für die Auslegung der Heiligen Schrift zuwandte. Existentielle Betroffenheit, persönliches Erleben und theologische Sache gehören bei ihm von Anfang an unlöslich zusammen. Und Theologie zu treiben umgreift deswegen bei ihm das inständige Gebet, die Betroffenheit in der Anfechtung und die nicht nachlassende Bemühung um das Verständnis der biblischen Texte. Daß am Ende seines Weges, den wir von der ersten Vorlesung an genau verfolgen können, eine Spaltung der Kirche stehen würde, war nicht seine Absicht. Er wollte mit dem, was er lehrte, ausschließlich der Ehre Gottes, dem Heil der Menschen und eben darin auch der einen Kirche Christi dienen. Deswegen geht man an seinem Werk vorbei, wo man es selbstgenügsam als Grund und Beginn der eigenen reformatorischen Kirche versteht oder es als längst erledigt durch den Spruch vergangener Generationen beiseite läßt. Beides aber ist — so hoffen wir — in den Feiern dieses Jahres überwunden. Die Christenheit fragt weltweit und über die konfessionellen Grenzen hinweg nach Martin Luther als einem der ‚Väter im Glauben‘.
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© 1983 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
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Seebaβ, G. (1983). Die Heidelberger Disputation. In: Heidelberger Jahrbücher. Heidelberger Jahrbücher, vol 27. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-82084-7_6
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