Zusammenfassung
Ein Elternpaar kam zur Familienberatung. Das erste Kind hatte im Alter von einem Jahr an beiden Augen bösartige Tumoren, sogenannte Retino-blastome, bekommen und war erblindet. Nun wollten die Eltern wissen, ob sie ein weiteres Kind riskieren könnten oder ob sie damit rechnen müß-ten, daß es ebenfalls ein Retinoblastom bekarne. Als der Berater sich die Eltern genau ansah, bemerkte er, daß der Vater ein Glasauge trug. Nach der Ursache befragt, gab er an, das Glasauge habe er schon seit seiner frü-hen Kindheit; seine Mutter habe ihm erzählt, daß sein eines Auge wegen eines angeborenen Stars herausgenommen werden mußte, als er ein Jahr alt war. Man konnte herausfinden, in welchem Krankenhaus die Operation damais ausgeführt worden war, und als man von dort den Befund er-hielt, bestätigte sich die Vermutung: Auch der Vater hatte ein Retinoblastom gehabt, nur war es bei ihm einseitig geblieben, und er war durch Operation geheilt worden. Das stimmte mit der allgemeinen Erfahrung überein, wonach das Retinoblastom in einem Teil der Fälle einen domi-nanten Erbgang zeigt; es vererbt sich also von einem der Eltern auf durch-schnittlich die Hälfte der Kinder. Den Eltern konnte diese schlechte Nach-richt nicht erspart werden: Jedes weitere Kind hatte eine Chance von 50%, eine Erbanlage für den gleichen Tumor zu bekommen. Was hat dieser Fall mit dem Thema dieses Beitrages zu tun, der Selektion als wirksamem Faktor in der Evolution des Menschen?
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Literatur
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Vogel, F. (1973). Selektion als wirksamer Faktor in der Evolution des Menschen. In: Autrum, H., Wolf, U. (eds) Humanbiologie. Heidelberger Taschenbücher, vol 121. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-82058-8_2
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