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Zur Effektivität von Krebsfrüherkennungsuntersuchungen, ein Beitrag aus dem Hamburger Krebsregister und der Hamburger Krebsgesellschaft e.v.

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Probleme einer systematischen Früherkennung

Part of the book series: Medizinische Informatik und Statistik ((MEDINFO,volume 15))

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Zusammenfassung

Um den Angaben, Hinweisen und Schlußfolgerungen, die aus dem Hamburger Krebsregister zum Thema entnommen werden können, den notwendigen Hintergrund zu geben, werden einige Bemerkungen vorangestellt:

  1. 1.

    Eine organisierte Krebsbekämpfung mit den entscheidenden Bereichen Früherkennung des Krebses und Nachsorge für Krebskranke gibt es in Deutschland etwa seit der Jahrhundertwende. Die Gründung des “Komitees für Krebsforschung” am 18. Februar 1900, der Keimzelle der jetzigen Deutschen Krebsgesellschaft e. V. und der Ländergesellschaften in der Bundesrepublik, kann heute als historischer Zeitpunkt bezeichnet werden (1). Die überzeugenden Erfolge der organisierten Bekämpfung der Tuberkulose hatten damals als Vorbild gedient. Ein erstes Ziel des Komitees war es, eine Krebsepidemiologie aufzubauen, weil deren Bedeutung für die Effektivitätskontrolle am Beispiel der Tuberkulosebekämpfung erkannt worden war. Zunächst wurden Sammelstatistiken erstellt, wesentliche Anregungen dazu gab der Hamburger Arzt ALEXANDER KATZ (2). Bereits 1902 berichtete WUTZDORF (3) in der DMW “Über die Verbreitung der Krebskrankheit im Deutschen Reich”. Im gleichen Zeitraum initiierten Mitglieder des Komitees die ersten Fürsorgestellen für Krebskranke in Berlin und legten damit die Basis für eine Nachsorge (4).

  2. 2.

    Der “Hamburger nachgehende Krankenhilfsdienst” mit dem einbezogenen Krebsregister ist eine Einrichtung der Nachsorge für Krebskranke, in welcher aus der an sich individuell orientierten medizinischen und sozialen Betreuung der in stationärer Behandlung befindlichen Kranken epidemiologische Daten gewonnen werden. Nach einer Vorphase, die vom “Hamburger Krebsinstitut” unter R. BIERICH (5) 1926 wissenschaftlich eingeleitet wurde, wird der Dienst seit 1929 im Sinne einer kommunalen Fürsorge geführt. Des Hamburger Physikus H. SIEVEKING (6) muß hierbei dankbar gedacht werden . Durch die Einschaltung des öffentlichen Gesundheitsdienstes arbeitet das Register für das Gebiet des Stadtstaates Hamburg bevölkerungsbezogen, obwohl die Daten der zu betreuenden Krebskranken über die Hamburger Krankenhäuser erfaßt werden.

    Bezogen auf die Geschwülste der verschiedenen Organe ist die Aussagekraft des Registers heute unterschiedlich zu bewerten (7): Bei Organkrebsen mit wirksamer echter Früherkennung, wie beispielsweise dem Gebärmutterhalskrebs, muß ein Erfassungsdefizit bei der bisherigen Organisationsform eintreten, weil zunehmend Fälle nicht mehr krankenhausbehandlungsbedürftig werden.

  3. 3.

    Im Bereich der Bundesrepublik Deutschland wurde durch das Zweite Krankenversicherungs-Änderungsgesetz vom 21.12.1970 für die Früherkennung bestimmter Organkrebse eine Ausgangssituation geschaffen, die auch im internationalen Vergleich bestehen kann. Durch die Fortschreibung der “Richtlinien für die Krebsfrüherkennungsuntersuchungen bei der Frau und beim Mann” sind nicht nur medizinische, sondern auch im Hinblick auf die Dokumentation epidemiologische Verbesserungen erzielt worden. Die Einschaltung des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik in die statistische Aufbereitung und die Auswertung ist ein weiterer wichtiger Fortschritt. Die 1975 ergriffene Initiative des Instituts einer Kontaktaufnahme zu den flächenbezogenen Krebsregistern der Bundesrepublik wurde von deren Verantwortlichen hoffnungsvoll begrüßt (8).

  4. 4.

    Spätestens seit die ungewöhnliche Steigerung der Kosten des Gesundheitswesens in aller Mund ist und zu einem Hauptthema der sozialpolitischen Diskussion wurde, werden auch mahnende Stimmen lauter, die für die Früherkennungsuntersuchungen eine KostenNutzen-Darlegung oder einen Effektivitätsnachweis fordern. Die Epidemiologen der Krebsregister sind gerade an diesen Überlegungen besonders interessiert. Durch die langfristig 1971 angelegte Studie zur Sicherung der Früherkennung des Brustkrebses bei Frauen hofft die Hamburger Krebsgesellschaft zu diesen Fragen auch einen Beitrag leisten zu können (9).

  5. 5.

    Um die klinische Krebsforschung und die Krebsbekämpfung in der Bundesrepublik Deutschland schwerpunktartig voranzubringen, sind in letzter Zeit durch Organisationsmaßnahmen mehrere “Tumorzentren” gegründet worden. Wesentliche wissenschaftliche Impulse hierfür gingen von der Deutschen Krebsgesellschaft und deren Landesverbänden aus (10). Entscheidend war jedoch der finanzielle Einsatz der Deutschen Krebshilfe, die diesen dank der ungewöhnlichen Spendenbereitschaft unserer Bevölkerung leisten konnte. Die erworbenen Verdienste unserer Kollegin Frau Dr. MILDRED SCHEEL dürfen hierbei nicht unerwähnt bleiben. Ohne näher auf den Begriff, die Struktur oder die Bedeutung der “Tumorzentren” eingehen zu wollen, kann erfreulicherweise festgestellt werden, daß nahezu übereinstimmend alle auch die Dokumentation und deren epidemiologische Auswertung als wichtiges Anliegen anerkennen und darstellen (11). In Hamburg ist das Krebsregister in das “Tumorzentrum” eingebunden.

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Keding, G. (1979). Zur Effektivität von Krebsfrüherkennungsuntersuchungen, ein Beitrag aus dem Hamburger Krebsregister und der Hamburger Krebsgesellschaft e.v.. In: van Eimeren, W., Neiß, A. (eds) Probleme einer systematischen Früherkennung. Medizinische Informatik und Statistik, vol 15. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-81367-2_8

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