Zusammenfassung
Das Thema „Schulmedizin versus Alternativmedizin“ gewinnt, neben dem Aspekt der selbstverständlich immer wieder zu fordernden Notwendigkeit der wissenschaftlichen Überpriifung unkonventioneller Heilmittel eine neue Dimension, wenn es unter dem Aspekt der subjektiven Ätiologievorstellung des Patienten betrachtet wird. Unkonventionelle Therapien spielen namlich im Verständnis des Patienten eine andere Rolle als im Verständnis der wissenschaftlichen Medizin.
Therapieziele in der Krebsmedizin sind: direkte Tumoreffekte durch die unmittelbare Schädigung der Krebszelle; indirekte Tumoreffekte durch die Beeinflussung körpereigener Abwehrmechanismen; Besserung von Symptomen, Pallia- tion, Beeinflussung der Lebensqualität, Lebenshilfe.
Direkte und indirekte Tumoreffekte lassen sich, soweit wissenschaftlich fundiert, nur mit den Standardmethoden der Krebsbehandlung, Operation, Bestrahlung, Chemotherapie, Hormontherapie, einige biologische Therapien erzielen. Solche Tumoreffekte sind zwar für ausgewählte Naturheilverfahren und unkonventionelle Verfahren denkbar, wissenschaftlich jedoch nicht abgesichert. Hier ist Forschungsbedarf. Palliative, symptomatische, subjektiv vom Patienten bewertete Therapieeffekte sind mit allen Therapieformen mit ausgeprägtem Placeboeffekt denkbar.
Der praktische Einsatz von unkonventionellen Therapien muß neben den medizinisch angestrebten Therapiezielen auch die subjektiven ätiologievorstel- lungen von Patienten berücksichtigen. Nach diesen Vorstellungen ist dieüber-windung der Krebskrankheit nur möglich, wenn Krankheitsbekämpfimg im Pathogenesekonzept der Naturwissenschaft verbunden mit Gesundheitsstärkung im Salutogenesekonzept der Naturheilkunde wird. über Möglichkeiten der besseren Verankerung des Salutogenesekonzeptes in der Schulmedizin wird gegenwärtig diskutiert.
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Nagel, G.A. (1996). Der Krebspatient zwischen Schulmedizin und Alternativmedizin — Therapiekonzepte. In: Hepp, H., Berg, D., Hasbargen, U. (eds) Gynäkologie und Geburtshilfe 1994. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-79885-6_47
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